In Sachen Zinsertrag liegt das Sparschwein, auf Englisch übrigens als "piggy bank" bezeichnet, nur wenig unter den Offerten mancher Bank.

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Wien – An den Finanzmärkten wird schon über eine Trendwende bei der Geldpolitik der EZB spekuliert. Dies ist mit ein Grund, warum der Euro zuletzt mit fast 1,23 Dollar den höchsten Stand seit Ende 2014 erzielte. Damals befand sich die Gemeinschaftswährung gerade im freien Fall, da sich Spekulationen um ein Anleihenkaufprogramm der Notenbank rankten – welches im Jänner darauf dann tatsächlich angekündigt wurde.

Kurioserweise droht der jüngste Euroanstieg die von Sparern ersehnte Zinswende nach hinten zu verzögern. Importierte Waren werden dadurch nämlich günstiger, was die aus Sicht der EZB ohnedies zu tiefe Inflation weiter drosseln sollte. Im Euroraum betrug die Teuerung im Dezember 1,4 Prozent auf Jahressicht und damit deutlich weniger als die von den Währungshütern erwünschten knapp zwei Prozent.

Die weitere Kursentwicklung des Euro muss daher laut EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau genau verfolgt werden. "Die jüngste Entwicklung des Wechselkurses ist in diesem Punkt eine Quelle der Unsicherheit, die es wegen ihrer möglichen dämpfenden Effekte auf die Importpreise zu beobachten gilt", sagte der französische Notenbankchef der Börsen-Zeitung.

Sorgen über eine zu tiefe Inflation sind in Österreich nicht angebracht, mit 2,4 Prozent (nach harmonisierter EU-Methode) lag der Preisauftrieb im Dezember weiterhin über der Zielmarke der EZB. Mit unangenehmen Folgen für heimische Sparer, denen angesichts der Zinsdiät auf ihre Einlagen Jahr für Jahr ein kleiner Teil ihrer Kaufkraft flöten geht. Mit den aktuellen Offerten heimischer Institute ist die Inflation jedenfalls nicht zu kompensieren, zumal noch 25 Prozent Kapitalertragssteuer auf Zinsen anfallen.

Bei einem Vergleich der Zinsniveaus fällt auf, dass ebenso hartnäckig, wie die Teuerung in Österreich über dem Schnitt liegt, seitens der Banken tiefere Sparzinsen geboten werden als im Mittel der Eurozone. Zwar ist der Unterschied zuletzt auf 0,11 Prozentpunkte geschrumpft, nachdem er vor wenigen Jahren noch mehr als einen Prozentpunkt betragen hatte – dennoch läppert sich die Differenz in Lauf der Zeit.

Deutliche Zinsunterschiede

Als Ursache für das tiefere Zinsniveau kommen für Konsumentenschützer mehrere Faktoren infrage, Arbeiterkammer-(AK-)Experte Thomas Zotter ortet einen davon "im Bereich des Wettbewerbs". Ebenfalls auffallend ist die Differenz zwischen den tendenziell tiefen Zinsangeboten großer Banken verglichen mit jenen mancher Nischenplayer. Kleinere Anbieter würden mit höhere Offerten versuchen Marktanteile zu gewinnen, erklärt Zotter die hohe Spanne.

Bei täglich fälligen Einlagen hat laut dem Bankenrechner der AK derzeit die Direktbank Dadat die Nase vorn, die Neukunden für die ersten vier Monate 1,11 Prozent bietet – danach fällt die Verzinsung auf 0,2 Prozent zurück. Das beste Angebot ohne Einschränkungen ist das Tagesgeldkonto der Addiko Bank mit 0,8 Prozent. Im Bereich einjähriger Bindung hat das Institut mit dem Festgeldkonto die höchste Zinsofferte, allerdings liegt diese auch gerade einmal bei 0,95 Prozent.

Keine Besserung in Sicht

Auf kurze Sicht ist keine Besserung zu erwarten. Der Referenzzinssatz Drei-Monats-Euribor, zu dem sich Banken Geld borgen, liegt konstant unter minus 0,3 Prozent und zeigt im Gegensatz zum Euro noch keine Anzeichen einer Aufwärtsbewegung.

Analyst Rainer Singer von der Erste Group geht davon aus, dass die EZB zuerst ihre seit Jänner auf 30 Milliarden Euro verringerten Anleihenkäufe im September auslaufen lässt. Eine Entscheidung darüber erwartet er in der Junisitzung des EZB-Rats – sowie ein Signal an die Märkte, dass eine Änderung der Leitzinssätze "in weiter Ferne liegt". Laut Singer wird der erste Zinsschritt erst "weit im Jahr 2019" erfolgen. Keine guten Nachrichten für Sparer, da bis dahin wohl auch ihre Zinsen auf tiefem Niveau verharren werden. (Alexander Hahn, 18.1.2018)