Erste intern eingegebene Daten des KAV zeigen, dass im vergangenen April 300 Gangbetten in den KAV-Spitälern zum Einsatz kamen. 210 davon waren zwölf bis 24 Stunden belegt, 90 sogar mehr als einen Tag lang.

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Wien – Der Stadtrechnungshof Wien übt in mehreren am Mittwoch veröffentlichten Prüfberichten heftige Kritik an aufgestellten Gangbetten in den Spitälern des Krankenanstaltenverbunds (KAV). Der städtische Spitalsträger habe zwar laut den Prüfern seit dem Jahr 2006 "zahlreiche Vorgaben und Maßnahmen zur Vermeidung von Gangbetten gesetzt", die Wirksamkeit dieser Maßnahmen wird aber hinterfragt.

300 Gangbetten im April 2017

Erst seit Mitte 2016 arbeitet der KAV-Vorstandsbereich Health Care Management an einer Möglichkeit, die Anzahl von Gangbetten auszuwerten. Zum Zeitpunkt der Einschau des Stadt-RHs befand sich dieses "Gangbetten-Tool" in der Pilotphase. Erste intern eingegebene Daten zeigen aber, dass im April 2017 genau 300 Gangbetten in den KAV-Spitälern zum Einsatz gekommen sind. 210 davon waren zwölf bis 24 Stunden belegt, 90 Betten sogar mehr als einen Tag lang.

Im Mai des Vorjahres musste auf 200 Gangbetten zurückgegriffen werden, im Juni waren es 216. Im Zeitraum April bis Juni 2017 waren in den KAV-Spitälern pro Tag im Durchschnitt also zwei Gangbetten länger als 24 Stunden aufgestellt. Bei täglich rund 4.500 stationären Patienten in den KAV-Spitälern mussten also etwa 0,04 Prozent in Gangbetten untergebracht werden. Eine Nachvollziehbarkeit der Gangbettenproblematik war aber "nicht umfassend möglich".

Vor allem Donau- und Wilhelminenspital betroffen

Für den Stadt-RH stellen Gangbetten "keine adäquate Form der Unterbringung von Anstaltsbedürftigen dar und können darüber hinaus Verletzungen gesetzlicher Verpflichtungen darstellen, weshalb derartige Betten künftig jedenfalls vermieden werden sollten", wie es in einem Prüfbericht heißt.

Besonders betroffen von der Gangbetten-Problematik sind das Donauspital und das Wilhelminenspital. Von April bis Juni 2017 befanden sich rund drei Viertel der ausgewerteten Gangbetten in diesen beiden Einrichtungen. Vor allem in den Abteilungen für Unfallchirurgie, Neurologie und Innere Medizin musste auf diese Notmaßnahme zurückgegriffen werden.

Bettenauslastung zurückgegangen

Der Stadt-RH empfahl, das entwickelte Gangbetten-Tool flächendeckend einzusetzen – was laut einer Stellungnahme des KAV bereits geschehen ist. Zudem sollten bei Überbelegungen bereits aufgenommene Patienten in andere Abteilungen verlegt werden. Die Prüfer verwiesen darauf, dass die Bettenauslastung in den städtischen Spitälern von 84,1 Prozent (2006) auf 80,6 Prozent (2016) zurückgegangen ist. Laut KAV könne die interdisziplinäre Verlegung aber "nur in Einzelfällen" und "nach Maßgabe der medizinischen Notwendigkeiten" erfolgen, um Gangbetten zu vermeiden.

Auch außerhalb von Grippewellen weiterhin Gangbetten

Die bisher gesetzten Maßnahmen reichen laut Stadt-RH jedenfalls nicht aus, "um auch außerhalb einer Grippewelle oder einer anderen epidemie- oder katastrophenbedingten Ausnahmesituation die Belegung von Gangbetten gänzlich zu verhindern".

In einem weiteren Bericht kritisierte der Stadt-RH, dass der Einsatz von Gangbetten "brandschutztechnisch kritisch zu sehen" sei. Überhaupt würden Gangbereiche als "Lagerfläche für Gegenstände aller Art" genutzt, was den Verkehrsfluss störe.

Frauenberger: "Jedes Gangbett eines zuviel"

Die zuständige Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) zeigt sich überzeugt, dass die in den letzten Monaten eingeleiteten Schritte – etwa ein forciertes Entlassungsmanagement oder interdisziplinäre Verlegungen – greifen. Die Anstrengungen würden fortgesetzt, denn: "Jedes Gangbett ist eines zu viel." Ganz ließen sich Gangbetten aber nicht vermeiden, sagte Michael Binder, der medizinische Direktor des KAV: "Das ist auf der ganzen Welt so." In Ausnahmesituationen sei das kein österreichisches oder Wiener Phänomen.

Oppositionsparteien empört

ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec kritisierte hingegen die Managementfehler des KAV. So habe es seitens der Stadträtin "keine Vorgabe zur Vermeidung der Gangbetten" gegeben. "Jeder Wiener weiß, dass es Gangbetten gibt. Nur die Gesundheitsstadträtin hat offensichtlich das Problem ausgeklammert."

FPÖ-Gemeinderat Wolfgang Seidl verwies darauf, dass im Untersuchungszeitraum des Stadt-RHs zwischen 2006 und 2016 die Bettenanzahl in den KAV-Spitälern gesunken, die Bevölkerung aber um 11,4 Prozent gewachsen sei. "Die aktuelle Grippewelle mit tausenden zusätzlichen Kranken, von der der KAV alljährlich überrascht wird, wird vermutlich erneut eine noch höhere Zahl dieser unwürdigen Form der Krankenversorgung in Wiens Spitälern zur Folge haben", sagte Seidl. (David Krutzler, 17.1.2017)