Paul Romer bei einem Vortrag in Peking.

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Chiles scheidende Pääsidentin Michelle Bachelet zeigte sich auf Twitter empört.

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Containerschiff im Hafen von Valparaiso: Chiles Wirtschaft hängt stark vom Kupferexport ab.

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Jedes Jahr bringt die Weltbank das Handbuch "Doing Business" heraus, in dem die Wettbewerbsfähigkeit und die Wirtschaftsfreundlichkeit einzelner Staaten verglichen werden. Kriterien sind unter anderem die Zuverlässigkeit der Stromversorgung, die Dauer von Behördenwegen, die Verfügbarkeit von Krediten und Baugenehmigungen und wie kompliziert das Steuersystem des Landes ist.

Chile, eines der reichsten und stabilsten Länder Lateinamerikas, lag in diesen Berichten lange stabil zwischen den Plätzen 30 und 40, doch mit dem Amtsantritt der Sozialdemokratin Michelle Bachelet 2014 begann das Land im Weltbank-Ranking zu sinken: 2017 erreichte es nur noch Platz 57. Genauso war es bereits während der ersten Amtszeit der Präsidentin von 2005 bis 2010. Während der ersten Präsidentschaft des konservativen Milliardärs Sebastián Piñera (2010–2014) stiegen die Werte jedoch durchgehend. Chiles Hauptexportgut ist Kupfer, dessen Preis zu dieser Zeit besonders hoch lag.

Sebastián Piñera war von 2010 bis 2014 Präsident Chiles.

Weltbank-Chefökonom Paul Romer erklärte nun im "Wall Street Journal" (Paywall), diese Veränderungen seien nicht durch mangelnde Wirtschaftsfreundlichkeit der chilenischen Regierung, sondern durch "veränderte Methoden" zu erklären, und mutmaßte, dies sei wohl auf die politische Einstellung der Weltbank-Mitarbeiter, die den Bericht zusammenstellten, zurückzuführen. Bachelet hatte zwar Körperschaftssteuern erhöht und die Rechte der Arbeitnehmervertretungen gestärkt, sonst aber den liberalen Wirtschaftskurs ihrer Vorgänger beibehalten.

Verantwortlicher lobt Guatemala

Der chilenische Wirtschaftswissenschafter Augusto Lopez-Claros, der für die Zusammenstellung der Daten verantwortlich war, erklärte hingegen, der Rückfall des Andenstaates sei auf die Anstrengungen anderer Länder wie Mexiko und Guatemala, die im fraglichen Zeitraum mehr Reformen in die Wege geleitet hätten, zurückzuführen. Lopez-Claros ist derzeit von seinem Posten bei der Weltbank beurlaubt, weil er eine Gastprofessur an der Universität von Georgetown in Washington, D.C., erhalten hat.

Romer sieht dies anders: "Wenn man berücksichtigt, was wir bisher gemessen haben, haben sich die Wirtschaftsbedingungen unter Bachelet nicht verschlechtert", erklärte er, kündigte eine Überarbeitung der Jahresberichte an und bat die chilenische Regierung um Entschuldigung. Die Weltbank will nun ein externes Gutachten erstellen lassen. (bed, 17.1.2018)