Nicht jeder, der sich schneuzen muss, hat Grippe, aber die meisten, die in Österreich eine echte Influenza erwischt haben, haben es in diesem Winter mit Virentyp B/Yamagata zu tun.

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Wien – Die Aktivität von Grippeviren wird peinlich genau überwacht. In Europa melden Landesbehörden ihre Erkenntnisse über saisonale Influenzaviren im Winter wöchentlich ans Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten. Bei der Weltgesundheitsorganisation laufen sämtliche Daten das ganze Jahr über zusammen.

Trotzdem hinkt das Wissen der Weltgesundheitswächter über die Verursacher der Influenza hinterher. Denn Grippeviren zeichnen sich vor allem durch ihre hohe Variabilität aus. Es handelt sich um sogenannte RNA-Viren (RNA steht für Ribonukleinsäure) – "hochmutagene Viren, die sich ununterbrochen verändern", wie es Monika Redlberger-Fritz von der Virologie an der Med-Uni Wien beschreibt.

Vorige Saison dominierte A(H3N2) ...

Für den Menschen sind lediglich vier Influenzaviren relevant, von denen sich aber eben immer neue Varianten entwickeln. Zwei sind vom Typ A: Subtyp H1N1 und Subtyp H3N2. Letzterer zeichnete vergangenen Winter für die meisten Grippekranken in Österreich verantwortlich. Die Buchstaben "H" und "N" bezeichnen die Oberflächenproteine: Hämagglutinine und Neuraminidasen.

... diesmal herrscht Virustyp B/Yamargata vor

In der aktuellen Saison – Grippeviren bevorzugen die kalte Jahreszeit – tun sich in Österreich besonders Grippeviren vom Typ B hervor. Von diesem Virentyp können vor allem Kinder besonders stark betroffen sein. Typ B teilt sich in die Victoria- und in die Yamagata-Linie, die sich genetisch voneinander unterscheiden. Die Namen tragen sie laut Redlberger-Fritz seit den 1970er-Jahren, und sie verdanken sie jenen Orten, an denen sie gefunden wurden.

Die aktuelle Grippewelle hat also einen Japan-Bezug, denn die Yamagata-Linie wird derzeit für gut zwei Drittel der Grippefälle im Lande verantwortlich gemacht. In Slowenien und Frankreich dominieren laut Virologieinstitut hingegen H1-Viren. Gegen die Yamagata-Virenlinie wurde heuer nur geimpft, wem der – neue und noch nicht so verbreitete – Vierfachimpfstoff injiziert wurde, der derzeit nur noch schwer zu bekommen ist.

Auseinandergedriftet

Bis in die 1990er-Jahre wurde laut Virologin Redlberger-Fritz mit einem gemeinsamen Wirkstoff gegen beide B-Virenlinien immunisiert. Doch Yamagata und Victoria entwickelten sich immer weiter auseinander.

Altbewährte Mittel können helfen, die Ansteckung mit jeglichem Grippevirentyp zu vermeiden: häufiges Händewaschen und Distanz zu niesenden, hustenden Personen. (Gudrun Springer, 16.1.2018)