St. Pölten – Wer suchet, der findet. Wenn man in mehreren Tausend Containern auf dem gesamten Betriebsgelände nach bestimmten Bauteilen suchen muss, weil diese nicht am vorgesehenen Ort sind, dauert die Suche unter Umständen etwas länger. So lange, dass man sich vielleicht für eine Neuproduktion entscheiden muss, um einen Fertigstellungstermin einzuhalten.

Im Rahmen eines Projekts möchten Forscher der Fachhochschule St. Pölten Betrieben bei derartigen Problemstellungen helfen. Gemeinsam mit Kollegen und Wirtschaftspartnern untersucht Thomas Moser, Leiter der Forschungsgruppe Digital Technologies der FH, ob sich eine von Computern und Smartphones bekannte Bluetooth-Funktechnologie auch für die Warenstromanalyse in Lager- und Produktionshallen einsetzen lässt.

Frage der Wirtschaftlichkeit

"Prinzipiell geht es um Industriezweige, bei denen Einzelteile nicht genug wert sind, um sie einzeln zu verfolgen", erklärt Moser. Verarbeitet man Leiterplatten oder ähnlich wertvolle Bauteile, zahlt es sich aus, per Barcode oder sogenannten RFID-Chips an jedem Bauteil für Nachvollziehbarkeit zu sorgen. Geht es etwa wie beim Wirtschaftspartner Georg Fischer Fittings im Traisental um Rohrverbindungsteile, ist dieser Ansatz kaum wirtschaftlich.

Also wechselt man auf die Containerebene: Die Forscher verpassen in ihrer Testanordnung 50 Behältern einen Bluetooth-Sender samt digitaler Identität. An neuralgischen Stellen im Werk – etwa Tore, durch die die Container durchmüssen – werden ebenfalls Bluetooth-Elemente platziert. Fragestellungen hierbei waren etwa, wie reichweitenstark die Funktechnologie in einer von Metallen geprägten Umgebung sind und wo die Sendeeinheiten am besten angebracht werden sollen. Sendeintervall und Energiebedarf müssen optimiert werden, um Batterielaufzeiten auf mehrere Jahre auszudehnen. Bei der Hardware wurden Bluetooth-Beacons des polnischen Start-ups Kontakt.io adaptiert, das die Technologie vor allem für die Besucherstromanalyse bei Messen einsetzt.

Visualisierungen in der Cloud-Anwendung

Wird der Container nun im Werk an einen anderen Ort gebracht, wird das vom System registriert und in einer zentralen Datenbank vermerkt. Die dazugehörige Cloud-Anwendung bietet dann beispielsweise Visualisierungen, die den Standort auf einem Hallenplan anzeigen, erklärt Moser. Künftig sollen die Container zusätzlich mit Lichtsignalen ausgestattet werden, um sie schneller finden zu können.

Der Ansatz hilft zudem bei der betrieblichen Planung, bei der Identifizierung von Engpässen und der Optimierung von Warenströmen. Auf Tastendruck kann kontrolliert werden, welche Prozessschritte ein bestimmter Auftrag bereits durchlaufen hat. In einem weiteren Projekt gehen die FH-Forscher über die lokale Lagerhaltung hinaus und verwenden dieselbe Technologie, gepaart mit Mobilfunk und Sensoren, um etwa die Kühlung innerhalb einer Lieferkette zu überwachen.

Für Moser ist die Anwendung prototypisch für einen Industrie-4.0-Ansatz: "Die Produktion bleibt dieselbe. Wir verändern Kleinigkeiten, um die Effizienz zu steigern." (pum, 21.1.2018)