Marcel Hirscher kann ganz gut skifahren.

Wengen – Marcel Hirscher ist nur noch einen Erfolg von seiner Traumsaison 2011/12 entfernt, als er neun Weltcuprennen gewonnen hat. Mit dem ersten Wengen-Triumph in der Tasche ging es für den sechsfachen Gesamtweltcupsieger am Sonntag zurück nach Österreich, wo in den nächsten Tagen die perfekte Vorbereitung auf die Klassiker in Kitzbühel und Schladming wartet.

Neben "Training, Training, Training" wünscht sich Hirscher in den nächsten Tagen, genug Schlaf ("Acht Stunden mindestens") und Zeit zu finden, die "Erfolge und das Drumherum etwas verarbeiten" zu können. Denn das Härteste kommt noch. "Kitzbühel ist für uns Österreicher sehr stressig. Aber ich freue mich riesig auf die Rennen."

Maier im Visier

Schon am Sonntag im Slalom von Kitzbühel ist es möglich, den von Hermann Maier gehaltenen österreichischen Herren-Rekord von 54 Weltcupsiegen zu egalisieren. Dann stünden insgesamt nur noch der Schwede Ingemar Stenmark (86 Siege), die US-Amerikanerin Lindsey Vonn (78), die Salzburgerin Annemarie Moser-Pröll (62) und die Schweizerin Vreni Schneider (55) vor ihm.

Den nächsten Versuch, seinen ersten Saisonsieg einzufahren, wird Henrik Kristoffersen starten. Als bereits siebenmaliger Zweiter und dreimaliger Dritter fährt auch der Norweger eine starke Saison, knabbert aber weiter am Image des ewigen Zweiten oder von Hirscher Besiegten.

"Im Moment ist Marcel einfach besser, was soll ich mehr sagen. Ich werde es versuchen, aber im Moment ist es nicht genug. Aber ich gebe nicht auf, das ist klar. Ich werde weiterkämpfen, so sehr ich kann und so viele Rennen ich habe." Im Vordergrund stehe ohnehin nicht, Hirscher zu besiegen, sondern der Versuch, Rennen zu gewinnen.

Erfahrung und Einfädler

Das versucht auch Michael Matt, der sich bei den eisigen Verhältnissen in Wegen im ersten Durchgang beim Material vergriff, im Finale aber noch auf Rang sechs stürmte. "Ich habe wieder eine Erfahrung gemacht. So lange man was mitnimmt und draus lernt, ist es immer positiv. Ein sechster Platz ist top, von dem her passt es", sagte der 24-jährige Flirscher. Mit zwei zweiten, einem vierten und einem sechsten Rang hat er seinen Olympiastartplatz sicher.

Alles oder nichts heißt es in dieser Saison im Slalom bei Manuel Feller – zwei Ausfälle, die Ränge fünf und vier und wieder zwei Ausfälle. In Wengen lag er trotz Rückenproblemen auf Halbzeitrang fünf. Ein Einfädler bedeutete eine Nullnummer, der Tiroler blieb entgegen seinen Befürchtungen aber in den Top 15 der Startliste. In Kitzbühel müssen aber Punkte her, zuvor allerdings braucht der Rücken Pflege.

Die Schmerzen wurden im Training am Samstag in St. Anton akut. "Passiert ist eigentlich gar nichts, es ist schleichend gekommen", sagte Feller, der sich in Innsbruck behandeln ließ. "Das hat super geklappt. Aber natürlich ist die Muskulatur sehr beleidigt. Am schlimmsten ist das Bücken." Und beim Fahren spüre er jede kleine Welle.

Rennen um den Platz

Andere Sorgen haben Marco Schwarz, Christian Hirschbühl und Marc Digruber, die um den vierten Olympiastartplatz rittern. Der in Wengen zehntplatzierte Digruber "verschwendet" an die Winterspiele keine Gedanken. "Sicher, es sind noch zwei Rennen, aber wenn ich die Ergebnisse der anderen anschaue, ist Olympia für mich weit, weit weg. Ich probiere wirklich, dass mein Rennfahren wieder passt."

Er habe schon voriges Jahr zu kämpfen gehabt mit den verschiedenen Bedingungen. "Das habe ich heuer bis jetzt nicht wirklich lösen können, da fehlt dir dann einfach das Selbstvertrauen."

Schwarz schrieb in fünf der sechs Saisonslaloms an, kam jeweils in die Top 14, war aber nie besser als Neunter. "Es wäre noch alles möglich gewesen, man muss es halt nutzen auch einmal", haderte der Kärntner in Wengen mit dem Rückfall von sieben auf 14.

Hirschbühl hat ebenfalls Rang neun als Saisonbestleistung stehen. Nach dem Ausfall am Sonntag meinte er: "Das Skifahren passt. Es war ein blöder Fehler, das muss ich mir anschauen. Ich denke, dass das ein Einzelfall sein wird. Schauen wir weiter nach Kitzbühel." (APA, 15.1.2018)