Omega-3-Fettsäuren gelten als sehr gesund und spielen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr.

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Omega-3-Fettsäuren sind essenzielle Nahrungsbestandteile und gelten als gesund. Die vor allem in Pflanzenöl und Fisch vorkommenden Substanzen haben sich in zahlreichen Untersuchungen als gesundheitsfördernd für das Herz-Kreislauf-System erwiesen.

Darüber hinaus spielen Omega-3-Fettsäuren auch eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr: Sie liefern die Grundbausteine für entzündungsauflösende Substanzen – sogenannte Resolvine –, die das Abklingen von Entzündungsreaktionen zum Beispiel infolge von mikrobiellen Infektionen fördern.

Ein internationales Forscherteam um Oliver Werz von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Charles N. Serhan von der Harvard Medical School in Boston hat jetzt in der Fachzeitschrift "Nature Communications" Studienergebnisse vorgestellt, die den zugrundeliegenden zellulären Mechanismus der Auflösungsphase von Entzündungsreaktionen erklärt. Demnach nehmen krankheitserregende Bakterien gezielt Einfluss auf die Funktion bestimmter Immunzellen – die Makrophagen – und steuern so den gesamten Prozess der Entzündung anhand unterschiedlicher Fettsäuren.

Chronische Entzündungen

"Bei einer Entzündung handelt es sich um eine Abwehrreaktion des Körpers auf einen schädlichen Reiz, etwa eindringende Krankheitserreger oder eine Gewebeverletzung", erläutert Werz. Ziel sei es, damit den schädlichen Reiz zu eliminieren und zerstörtes oder geschädigtes Gewebe zu regenerieren. "Dazu ist es aber notwendig, dass sowohl die Auslösung des Entzündungsgeschehens als auch dessen Abklingen vom Immunsystem genau reguliert werden", ergänzt der Experte.

Geraten diese Prozesse aus der Balance laufe der Organismus Gefahr, dass sich chronische Entzündungen einstellen, wie es beispielsweise bei Arteriosklerose oder Autoimmunerkrankungen der Fall ist. In ihren Experimenten konnten die Forscher zeigen, dass pathogene Erreger wie Staphylokokken und Darmbakterien in unterschiedlichen Makrophagenpopulationen gegensätzliche Wirkungen hervorrufen. So stimulieren sie die sogenannten "M1-Makrophagen", die vor allem in der Entzündungsphase aktiv sind, zur Produktion von entzündungsfördernden Signalstoffen.

Makrophagen als Entzündungshemmer

"Dagegene werden M2-Makrophagen, die während des Abklingprozesses der Entzündung im Vordergrund stehen, von den Bakterien dazu gebracht, vermehrt entzündungsauflösende Substanzen wie Resolvine, Lipoxine, Maresine, Protektine aus Omega-3-Fettsäuren zu bilden", so Werz weiter.

Die Interaktion von M1-Makrophagen mit pathogenen Keimen war bereits bekannt. Dass Bakterien M2-Makrophagen zur Freisetzung entzündungsauflösender Substanzen aus Omega-3-Fettsäuren anregen, ist jedoch eine neue Erkenntnis.

"Die Aktivierung beider Phasen der Entzündung macht durchaus Sinn, denn so sorgt das Immunsystem dafür, dass nach einer erfolgreich abgewehrten Infektion, die unschädlich gemachten Bakterien aus dem Gewebe beseitigt und die Entzündungsreaktion gestoppt werden", sagt Oliver Werz. Für die Wissenschafter ist nun vor allem die Frage interessant, wie sich die gewonnenen Erkenntnisse künftig für die Behandlung chronisch-entzündlicher Erkrankungen nutzen lassen. (red, 17.1.2018)