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Dornbirn – Zwist beim Vorarlberger Lichtkonzern Zumtobel. Am Montagmorgen ließ Aufsichtsratsvorsitzender Jürg Zumtobel eine ungewöhnliche Presseaussendung verschicken. Er gab bekannt, "dass der Aufsichtsrat ein Schreiben des Vorstandsvorsitzenden Dr. Ulrich Schumacher erhalten hat, in dem er seine Bereitschaft erklärt hat, in Gespräche über eine einvernehmliche Aufhebung seines Vorstandsvertrags einzutreten".

Finanzvorständin Karin Sonnenmoser habe ihren Rücktritt ebenfalls angeboten, was man abgelehnt habe. Der Aufsichtsrat sichere der Finanzchefin volle Unterstützung zu. Die naheliegende Interpretation: Der Aufsichtsratsvorsitzende und damit die Familie Zumtobel, die 35 Prozent der Anteile hält, will den Topmanager nicht mehr.

Andere Optionen

Schumacher ließ daraufhin den Medien ausrichten, dass sein Abschied nicht die einzige Option sei, er habe in seinem Schreiben auch Möglichkeiten zur weiteren Zusammenarbeit aufgezeigt. Unternehmenssprecherin Simone Deitmer auf Rückfrage: Die geplanten Gespräche seien ergebnisoffen, man könnte sich ja auch wieder auf einen gemeinsamen Weg begeben. Weder Zumtobel noch Schumacher waren am Montag zu einem Interview bereit.

Im Haus reagiert man unterschiedlich auf die Botschaft. Die einen erhoffen sich durch neues Führungspersonal Aufschwung, die anderen sehen den Zwist prolongiert, solange die Familie die Geschicke bestimme. Die Belegschaft in Dornbirn nehme das Geschehen gelassen, sagt Betriebsratsvorsitzender und Aufsichtsratsmitglied Dietmar Dünser. Man fürchte hier nicht um die Arbeitsplätze, übt sich der Angestelltenvertreter in Zuversicht.

Einflussnahme Jürg Zumtobels

Der medialen Verabschiedung von Schumacher war ein Streit über die Einflussnahme des früheren Firmenchefs Jürg Zumtobel (81) auf die operative Geschäftstätigkeit vorangegangen. Im Herbst des Vorjahres hatten Manager aus der zweiten Reihe die Einmischung des Kontrollorgans in einem Brief an den Aufsichtsrat kritisiert und Freiheit für das Management gefordert.

Ulrich Schumacher (59) ist seit 2013 Vorstandsvorsitzender der Zumtobel Group, seine Karriere begann der deutsche Techniker bei Siemens, leitete das Halbleiterunternehmen Infineon und den Chipproduzenten Grace. Den Lichtkonzern wollte Schumacher künftig wesentlich stärker in Service und Beratung sehen, sah die Zukunft in "connected lighting", der Vernetzung von Lichtinfrastruktur und Internet. "Viel angekündigt, wenig umgesetzt" , wird ihm vorgeworfen.

Der Lichtkonzern hat mit schwierigen Bedingungen zu kämpfen wie Konkurrenzdruck und Preisverfall am Leuchtenmarkt. Das operative Betriebsergebnis (Ebit) sank im ersten Halbjahr 2017um 63,6 Prozent auf 16,1 Millionen Euro, der Periodengewinn fiel um 72,2 Prozent auf 7,7 Millionen Euro. Beim Umsatz wurde ein Rückgang von 6,4 Prozent 624,4 Millionen Euro verbucht. (Jutta Berger, 15.1.2018)