Niederösterreicher liegen bei den Schulden im Spitzenfeld. Doch es sind nicht die Kredite von Privatpersonen fürs Häuslbauen, für schicke Autos oder Urlaube, die dafür verantwortlich sind. Es sind die Gemeinden und das Land selbst, die über ihren finanziellen Möglichkeiten leben.

In der interaktiven Karte von "Dossier" und dem STANDARD sehen Sie auf einen Blick, wie hoch Ihre Gemeinde verschuldet ist, wie sich die Schulden pro Kopf in den letzten Jahren im Vergleich zu Gesamtniederösterreich und Gesamtösterreich entwickelt haben und wie hoch die Schulden im Vergleich zu den Einnahmen Ihrer Gemeinde sind.

Hinweis: Es ist möglich, dass Ihre Gemeinde noch Schulden in ausgelagerten Gesellschaften hat, die beim öffentlichen Schuldenstand und unserer Karte nicht berücksichtigt werden.

Schulden der Gemeinden

Die aktuellen Zahlen der Statistik Austria zeigen: Mit 2.187 Euro pro Einwohner steht eine durchschnittliche Gemeinde in Niederösterreich in der Kreide. Das sind mehr als doppelt so hohe Schulden wie im Burgenland (1.052 Euro pro Kopf). Nur eine durchschnittliche Vorarlberger Gemeinde ist mit 2.927 Euro pro Kopf noch höher verschuldet.

Die am höchsten verschuldete Gemeinde Österreichs ist gleichzeitig die kleinste: Gramais in Tirol. 35.546 Euro Schulden hatte jeder der 47 Einwohner auf Gemeindeebene, insgesamt 1,66 Millionen Euro im Jahr 2016. Die hohen Schulden seien durch die Errichtung eines Kleinwasserkraftwerkes und einer Abwasserentsorgung entstanden, sagt Bürgermeister Michael Fasser. Sorgen mache er sich deshalb aber nicht: "Die Kraftwerke werfen Profit ab, sie rentieren sich auf jeden Fall. Und durch Förderungen sind die Darlehen gedeckt", erklärt er auf der Webseite des Gemeindebunds.

Mit 13,6 Millionen Euro hat die Gemeinde Statzendorf mehr als achtmal so viele Schulden wie Gramais und ist damit die Gemeinde mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung in Niederösterreich: Für 9.780 Euro muss jeder der 1.393 Einwohner geradestehen.

Gemeinden ohne Schulden gibt es in sieben Bundesländern: etwa Tschanigraben im Burgenland, Hohenthurn in Kärnten, Steegen in Oberösterreich, Hallwang in Salzburg, Mitterdorf an der Raab in der Steiermark, Heiterwang in Tirol oder Langen bei Bregenz in Vorarlberg. Nur in Niederösterreich (und Wien) gibt es keine schuldenfreie Gemeinde.

Schulden der Länder

Fast keine weiteren Schulden bürdet jedoch das Bundesland Vorarlberg seinen Bewohnern auf. Mit nur 474 Euro Schulden pro Kopf belegt es den vorletzten Platz. In dieser Statistik wieder ganz vorne mit dabei: Niederösterreich. Auch auf Länderebene belegt das flächenmäßig größte Bundesland mit 4.886 Euro Schulden pro Kopf den zweiten Platz. Nur Kärnten liegt aufgrund des finanziellen Desasters um die Hypo Alpe Adria noch deutlich vor Niederösterreich.

Schulden zu Einnahmen

Wesentlich für die finanzielle Situation sind jedoch nicht die Schulden allein. Wer ein regelmäßiges Einkommen hat, wird auch im Privatleben eher einen Kredit bekommen. Mit hohen Einnahmen fällt die Verschuldung leichter, aber auch die Tilgung des Kredits und die Bezahlung der Zinsen. Wesentlich für die Bewertung der finanziellen Situation sind deshalb nicht nur die Schulden, sondern auch die laufenden Einnahmen. In der interaktiven Karte sehen Sie deshalb auch das Verhältnis des aktuellen Schuldenstandes Ihrer Gemeinde zu den jährlichen Einnahmen. Je niedriger diese Kennzahl, desto leichter wird es Ihrer Gemeinde fallen die Schulden zurückzuzahlen.

Die Datengrundlage der interaktive Karte der niederösterreichischen Gemeindeverschuldung bilden die aktuellsten Zahlen der Statistik Austria, sie reichen bis ins Jahr 2016. Schulden von ausgegliederten Einheiten wie gemeindeeigenen Unternehmen, werden nur dann berücksichtigt, wenn diese Maastricht-relevant sind. Es ist nicht auszuschließen, dass Ihre Gemeinde noch Schulden in Unternehmen ausgelagert hat, die nicht in den öffentlichen Schulden aufscheinen. (Theresa Haager, Fabian Lang, Mashiah Sheikh, Peter Sim, Milos Vojinovic, 15.1.2018)