Pointenjäger: Gernot Kulis ist "Herkulis".

Foto: manfred baumann

Wien – Stroboskope blitzen, die Nebelmaschine pumpt, der Bass wummert: Comedian Gernot Kulis eröffnet sein neues Bühnenprogramm im Stil der großen Gladiatoren des Rocks – Willkommen im Kulisseum! Die Show trägt den Titel Herkulis, angelehnt an den "griechischen Tsatsiki-Popeye", aber auch den eigenen Vater ("der Herr Kulis"). Dieser ist einer von Kulis größten Helden, und schließlich müsse man nicht von Zeus abstammen, um ein Vater-Sohn-Thema zu haben.

Kindheitsgeschichten aus dem Wirtshaus im Lavanttal ("Zwölf Herkulesaufgaben sind auch nur zwei Sechsertragerl") mischen sich in Kulis’ zweitem Soloprogramm nach Kulisionen mit alltäglichen Begebenheiten. Der gebürtige Kärntner gibt sie in rasantem Tempo zum Besten: Aus einem Ausflug in den Baumarkt inklusive Suche nach einem kooperativen Mitarbeiter kitzelt Kulis gekonnt das letzte Fünkchen Komik heraus, zieht alle Register von Pantomime bis zur Stimmenimitation.

Eine gesangliche Einlage setzt der Episode das Sahnehäubchen auf. Als Falco schmachtet er: "Jeanny komm, wir müssen raus aus dem Baumarkt, sie kommen, dich zu fragen, sie werden dich nicht finden." Auch andere österreichische Helden haben ihren Auftritt, den Tonfall von Hans Krankl, Armin Assinger oder Tarek Leitner trifft Kulis auf den Kopf. Lustig wird’s, wenn Kulis als Antiheld selbstironisch die Nebenwirkungen des Daseins als Ö3-Callboy beschreibt, in dem jeder Anruf als Telefonstreich verstanden wird.

GernotKulis

Auch Nachbarn treten als Halbgötter auf: Der einen ist die digitale Überwachung blunz’n, der andere geht allzu hilfsbereit der Ehefrau im Haushalt zur Hand. Denn es sind besonders die täglichen Herausforderungen, die Heldentaten erfordern: das allwissende Navi auszutricksen, ein regelkonformes Passwort und in Wien einen Parkplatz oder ein nichtveganes Schnitzel zu finden. Weil auch Helden zürnen können, gilt es schon mal, dem Vater schonend den Fleck in Latein beizubringen.

Das hat Kulis als Bub schon in Gedichtform bewältigt. Dieser bleibt er bis heute treu und verpackt auch mal Politisches in Versmaß (Stichwort Erdogan: "im Herzen Osmane, im Kopfe Banane"). So gerät Herkulis zur bunten und abwechslungsreichen Show, in der eine Pointe die nächste jagt. (Kathrin Heinrich, 14.1.2018)