Ein männlicher Myanmar-Stumpfnasenaffe. Die Primatenart wurde 2010 in den Wäldern Myanmars entdeckt und ist vom Aussterben bedroht.

Foto: Shaohua Dong

Göttingen – Vor acht Jahren hat ein internationales Forscherteam im Norden von Myanmar nahe den Flüssen Mekong und Salween eine auffällige bis dahin unbekannte Affenart entdeckt. Der Myanmar-Stumpfnasenaffe (Rhinopithecus strykeri) galt von Anfang an als stark vom Aussterben bedroht: Die Biologen schätzten den damaligen Bestand auf nur etwa 300 Exemplare.

Nun aber haben Forscher von Fauna & Flora International in Myanmar, der Dali Universität in China und dem Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen eine neuerliche umfassende Bestandsaufnahme unternommen und sind zu teils ermutigenden Ergebnissen gekommen. Obwohl die Population nach wie vor weniger als 400 Individuen umfassen dürfte, könnten die von den Regierungen Myanmars und Chinas in Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen und der einheimischen Bevölkerung ergriffenen Schutzmaßnahmen die Bedrohung deutlich reduziert haben.

Gruppe in China entdeckt

Der Myanmar-Stumpfnasenaffe wurde 2010 von Ngwe Lwin entdeckt, einem Wissenschafter der britischen Naturschutzorganisation Fauna & Flora International. Bis zu diesem Zeitpunkt waren in Myanmar keine Stumpfnasenaffen bekannt. Außerdem unterschied sich die Affenart anhand von Fellfarbe und Schädelform deutlich von den bis dahin vier bekannten Stumpfnasenaffen. Im folgenden Jahr stellte man fest, dass die Affen auch in den benachbarten Wäldern der chinesischen Provinz Yunnan vorkommen.

Dass die Tiere, die in stark fragmentierten Populationen leben, trotzdem zu entdecken sind, liege nach Erzählungen der regionalen Bevölkerung an ihren Stupsnasen: Bei Regen dringe nämlich oft Wasser in die weiten Nasenlöcher und zwinge die Tiere zu heftigem Niesen, an dem man sich orientieren könnte. Daher würden die Affen bei feuchter Witterung auch meist mit dem Kopf zwischen den Knien hocken.

Acht Jahre nach der Entdeckung der Myanmar-Stumpfnasenaffen soll die nun veröffentlichte Bestandsaufnahme zeigen, wie es um die Primatenart bestellt ist. "Unser Bericht bestätigt, dass der Status der Stumpfnasenaffen zwar aufgrund ihrer fragmentierten, kleinen Population und der anhaltenden Bedrohungen kritisch bleibt, dass aber Aktionen von Gemeinden, Regierungen und Nichtregierungsorganisationen zu einer erheblichen Verbesserung der Aussichten für diese Art geführt haben", fasst Christian Roos, Mitautor der Studie, die Ergebnisse zusammen.

Gemeinsame Aktionen

Die Grenzgebiete des östlichen Himalaya zwischen dem Staat Kachin in Myanmar und der Provinz Yunnan in China sind durch Jagd- und Wildtierhandel, illegalen Holzeinschlag und Waldzerstörung sowie durch Bau von Wasserkraftwerken und der damit verbundenen Infrastrukturentwicklung ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen worden.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass sich diese Situation allmählich umkehrt. Intensive gemeindenahe Aufklärungsarbeit hat den lokalen Jagddruck in Myanmar verringert. Außerdem wurden im Rahmen eines grenzüberschreitenden Abkommens zwischen China und Myanmar im Jahr 2015 der illegale Handel mit Wildtieren und der Holzeinschlag erheblich reduziert. "Wir gehen derzeit von weniger als 400 Myanmar-Stumpfnasenaffen aus", sagt Roos.

"Aufgrund der scheuen Lebensweise der Tiere gibt es leider keine genaueren Zahlen. Wir hoffen aber sehr, dass die verbesserten Schutzmaßnahmen zu einem baldigen Anstieg der Population führen werden. Tatsächlich konnten wir bereits einen deutlichen Rückgang der Jagd auf die Affen beobachten." (red, 11.1.2018)