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Traumbedingungen zum Snowboarden und Skifahren: Wie hier in Flachau wedelten über Weihnachten und Neujahr Zehntausende die Berghänge hinab.

Foto: Reuters / LEONHARD FOEGER

Wien – Nach einer Reihe schneearmer Winter hat die weiße Pracht Berghänge und Talsohlen heuer frühzeitig erreicht. Zwar blieb der Großraum Wien größtenteils ausgespart, dafür hat es den gesamten Alpenbogen inklusive der Skigebiete im Süden des Landes so tief eingeschneit wie schon lange nicht. Die Anfragen in Hotels und Pensionen sind gleich zu Saisonbeginn schlagartig gestiegen.

Petra Nocker-Schwarzenbacher, oberste Touristikerin in der Wirtschaftskammer, spricht in einer ersten Zwischenbilanz zur laufenden Wintersaison von einem "sehr guten Start". Ideale Bedingungen zum Skilaufen hätten für nahezu volle Häuser während der Weihnachtsfeiertage gesorgt.

Gut gebucht

Auch die erste Jännerwoche sei gut gebucht gewesen. Regionen mit einem traditionell hohen Anteil an russischen Gästen hätten davon besonders profitiert, darunter Zell am See / Kaprun. Nach Jahren spärlicher Präsenz, ausgelöst durch die EU-Sanktionen nach der Krim-Annexion, kommen laut Nocker-Schwarzenbacher wieder vermehrt russische Gäste auf Winterurlaub nach Österreich.

Das Comeback der als kaufkräftig geltenden Klientel spiegelt sich nicht zuletzt in verdichteten Flugverbindungen von und nach Österreich: So führen aus Moskau täglich sieben stark ausgelastete Direktflüge nach Wien. Von Dezember bis März wird der Flughafen Salzburg von S7 Airlines im Linienbetrieb aus St. Petersburg angeflogen, aus Moskau bringen zusätzlich auch die Ural Airlines Passagiere in die Mozart-Stadt. Zu Neujahr gab es zudem einen russischen Charter nach Klagenfurt.

Frühe Ostern ein Vorteil

Obwohl es jetzt ruhiger zugeht auf den Skipisten, sollte sich dies spätestens mit Beginn der Semesterferien ändern. Die Vorausbuchungen für Februar seien jedenfalls vielversprechend, sagen Branchenvertreter. Mit Ostern Anfang April sei die Saison zudem sehr kompakt, was den Hoteliers bessere Betriebsergebnisse in Aussicht stelle. Das Rekordergebnis des vergangenen Winters, als zwischen November und April 18,8 Millionen Ankünfte (plus 2,5 Prozent) und 68,6 Millionen Nächtigungen (plus 0,1 Prozent) gezählt wurden, dürfte heuer erneut getoppt werden.

Insgesamt sei Österreichs Bevölkerung gut gestimmt wie schon lange nicht. Das spiegele die gute wirtschaftliche Situation wider, von der auch der Tourismus profitiere, sagte David Pfarrhofer vom Market-Institut. Dieses hat im Auftrag des Fachverbands Tourismus in der Wirtschaftskammer gut 500 Österreichern und Österreicherinnen den Puls gefühlt. Die Mehrzahl glaubt, dass es mit dem Tourismus auch in den nächsten Jahren bergauf gehen wird.

Von diesem Optimismus lassen sich auch Hoteliers anstecken. Die zeigen mehr und mehr Bereitschaft zu investieren. Begonnen habe dies schon im vergangenen Jahr. "Noch nie hatten wir eine derart hohe Zahl von Förderanträgen; mit 1328 positiv erledigten Finanzierungsprojekten lagen wir gut 30 Prozent über den Vorjahreswerten", sagte der Geschäftsführer der Tourismusbank ÖHT, Wolfgang Kleemann. "Die Projektanträge werden durchschnittlich größer." Nach 660.000, die ein Unternehmen im Vorjahr im Durchschnitt investiert habe, seien es jetzt im Schnitt 800.000 Euro.

Mehrwertsteuersenkung

Eine Stärkung ihrer finanziellen Lage versprechen sich die Tourismusbetriebe auch durch die von der neuen Regierung in Aussicht gestellten Senkung der Mehrwertsteuer auf Logis von 13 auf zehn Prozent. Nocker-Schwarzenbacher rechnet mit dem notwendigen Ministerratsbeschluss noch im Februar und einem Inkrafttreten des neuen "alten" Mehrwertsteuersatzes rückwirkend per 1. Jänner 2018. Im Interview mit der APA sagte die für Tourismus zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), die Steuersenkung werde "in den nächsten Wochen" ausgearbeitet.

Kopfzerbrechen bereitet der Branche der Fachkräftemangel. Aus 200 Interviews, die bei einer Jobbörse mit Tourismusbetrieben aus Salzburg und vom AMS vorselektierten Interessenten aus Wien geführt wurden, seien ganze zwei Arbeitsverhältnisse hervorgegangen, berichtete Touristikerin Nocker-Schwarzenbacher. (Günther Strobl, 10.1.2018)