Lisa Eckhart, Femme fatale postmoderner Bühnensatire.

Foto: Heribert Corn

Wien – "Ich bin keine Künstlerin, sondern Kunst", sagt sie in einem ihrer famosen Gedichte, um gleich klarzustellen: Achtung! Gesamtkunstwerk! Lisa Eckhart, 25, größtes Jungtalent auf hiesigen Kabarettbühnen, kommt zwar vom Land, aus der Steiermark, "wo Grammatik und Syntax immer die gefürchtetsten Ausländer waren", wie sie sagt, hat aber bildungstechnisch rechtzeitig das Feuerwehrfest gegen Germanistikstudien in Wien, Paris und Berlin getauscht.

Seit zwei Jahren wächst sie nun über die Wurzeln im Poetryslam hinaus. Für ihr Kabarettdebüt Als ob Sie Besseres zu tun hätten (2015) gab es Preise, der Gedichtband Metrische Taktlosigkeiten (2017) zeugt von schwarzem Humor grimmigster wienerischer Tradition, angereichert um Erfahrungen, die ein Leben in der digitalen Postmoderne von Urahnen wie Georg Kreisler und Helmut Qualtinger heute auch unterscheiden.

Lisa Eckhart bei "Pufpaffs Happy Hour" im April 2017.
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Im Kabarett Niedermair stellte Eckhart nun ihr neues Programm Die Vorteile des Lasters vor. Erneut erntete sie dafür Begeisterung. Gesprochen wird Nasal-Schönbrunnerisch der Jahrhundertwende, getragen ein schwarzes Kostüm mit Engelsflügeln, geboten ein Fest der Kontraste zwischen eleganter Erscheinung und Lyrik, der nicht vor dem Schweinischen graust. Das Gedicht Was ich täte, wenn ich ejakulieren könnte ist da ein multipler Höhepunkt.

Seichtes rund um den Schritt wird hier nie peinlich oder billig. Zu kunstvoll montiert Eckhart ihre Verse, zu geschickt verknüpft sie das Allzumenschliche mit beißender Kritik am Unmenschlichen, das globale Großkonzerne wie Coca-Cola an den Tag legen. Klug entlarvt sie etwa deren zynische Methoden beim Greenwashing. Aber auch Spendenfonds der katholischen Kirche für misshandelte Kinder würden "wie Versicherungsbetrug" wirken.

"Ich glaube an den Heiland so wenig wie an meine erhöhten Leberwerte. Obwohl mich die nach Meinung meines Arztes auch bald erlösen werden", sagt Eckhart. Dionysos, Gott des Weins und der Ekstase, gibt zu Die Vorteile des Lasters ganz sicher sein Prost. Das Publikum auch. Muss man sehen! (Stefan Weiss, 10.1.2018)