Bloß eine Handvoll Journalisten hat Range Rover geladen, um den neuen Plug-in-Hybrid das erste Mal zu testen. Als einziger Österreicher hab ich mir einen Italiener als Co-Piloten geangelt, und der elegante Signore ist gerade drauf und dran, sich die Beine zu brechen. Es ist sein erster Range Rover, den er fährt. Und es ist das erste Mal, dass er ins Gelände darf. Und als er merkte, dass die Schotterstraße, die er noch belächelt hat, lediglich die Zufahrt zur Teststrecke war, ist er ein bisserl hektisch aus dem Auto gehupft. Er muss das filmen. Klar, das sieht man nicht alle Tage, wie sich ein fast 2,5 Tonnen schwerer Koloss beinah lautlos durch ein Gelände bewegt, in dem sich der Italiener im besten Fall gerade nur seine Designerbock ruiniert.

Superluxuriös und ohne Motorgeräusch auch durchs ausgesteckte Gelände fahren geht jetzt ab 121.400 Euro.
Foto: Jaguar Land Rover

51 Kilometer gibt das Datenblatt an, kommt der Hybrid-Range-Rover rein elektrisch. Im wirklichen Leben ist das natürlich nicht ganz so viel. Schon gar nicht im Gelände, wenn man mit der Untersetzung fährt – was aber den meisten dieser Luxus-SUVs wohl ohnedies erspart bleibt. Aber auch auf der Straße ist in diesem Auto der Vorwärtsdrang sicher größer als das Umweltbewusstsein. Mehr als 400 PS und ein Drehmoment von 640 Newtonmetern drücken einen hier in die Massagesitze, die sich gerne an Körperstellen austoben, die ich von mir selber kaum kenne. Der Italiener war da aufgeschlossener und hat auf der Straßenetappe versucht, alle 25 Massageprogramme durchzuprobieren. Mamma mia.

Range Rover baut nun zwei Bildschirme ein, der in der Mittelkonsole ist für die Auto- und Massagesitz-Einstellungen.
Foto: Jaguar Land Rover

Italienische Heldensagen

Ich hab mich dann später ausnahmsweise lieber am Infotainmentsystem vergriffen. Alles war besser, als vom Beifahrersitz aus auf die Straße zu schauen. Jetzt spielt Range Rover auch bei der Vernetzung bei der ganz großen Musik mit. Auf zwei Displays findet man jede erdenkliche Information, vermutlich sogar die Konzernstrategie von Jaguar Land Rover zur E-Mobilität. Aber so weit bin ich dann doch nicht vorgedrungen. Finbar McFall vom Produktmarketing hat sie mir ohnedies zusammengefasst: "Ab 2020 wird jede Jaguar-Land-Rover-Baureihe über elektrifizierte Varianten verfügen."

Range Rover startet mit dem Plug-in-Hybrid seine E-Mobilitäts-Offensive.
Foto: Guido Gluschitsch

Huch, denkt man da. Die Traditionsmarke komplett umkrempeln? Wird das gutgehen? "Nichts verändern, nur verbessern", wirft Gerry McGovern, Chefdesigner von Land Rover, sofort seinen Stehsatz ein, der für ihn schon fast zur Visitenkarte wurde. Im ersten Anlauf startet jetzt einmal der Plug-in-Hybrid, und bis der rein elektrisch angetriebene Jaguar I-Pace noch heuer zu den Händlern kommt, kämpft Jaguar Land Rover in der eTrophy um gute Plätze.

Wie bedingungslos verspielt die Special-Operations-Abteilung ist, zeigt sich am Camping-Rangie mit Grill, Kochtopf unter der Motorhaube, Bar und TV.
Foto: Guido Gluschitsch

Einen guten Platz hat der Italiener in einem dornigen Buschen gefunden, den er liebevoll umarmt, weil er ihn vor einem Sturz bewahrt hat. Er lässt sich daraufhin überreden, den Rest des Offroad-Parcours mitzufahren, den man eigentlich auch ohne elektronische Helfer meistern könnte.

Auch wenn der Parcours nicht schwer zu meistern war, beeindruckte das Gesamterlebnis wegen der Stille doch sehr.
Foto: Jaguar Land Rover

Bei der einen oder anderen Abfahrt hört man trotzdem schweres Atmen am Beifahrersitz. Innen ist der Range Rover ja herrlich leise – gut, die Anlage könnte auch anders, aber bei einem Teil der Passagiere sind die Nerven auch so gespannt genug. Von draußen hört man nur das leise Abrollen der Reifen auf dem Schotter und Kratzgeräusche, wenn der Wagen ein paar Zentimeter rutscht. Als ob sich ein Sumoringer anschleicht, wenn man sich das vorstellen mag.

Nur das Abrollen der Reifen am Boden hört man.
Foto: Jaguar Land Rover

Der Italiener traut sich dann doch noch ans Steuer. Sitzkühlung auf volle Pulle, die Handknöchel weiß leuchtend, die Schuh in Fetzen, schafft er die Aufgabe dann aber eh. (Guido Gluschitsch, 23.1.2018)

Und ab.
Foto: Guido Gluschitsch