Darmstadt – Schmetterlinge (Lepidoptera) sind heute eine prägende Erscheinung der Insektenwelt. Abgesehen von der unangefochtenen Nummer 1, den Käfern, sind sie die artenreichste Insektengruppe: Über 160.000 Arten wurden bereits beschrieben, eher willkürlich als "Motten" bezeichnete inklusive. Und sie kommen auf allen Kontinenten außer der Antarktis vor. Alle leben davon, mit ihrem Saugrüssel flüssige Nahrung aufzunehmen – zumeist handelt es sich dabei um Nektar und andere Pflanzensäfte.

Diese globale Erfolgsgeschichte begann im Erdmittelalter – und laut einer aktuellen Studie deutlich früher als gedacht. Der Fund fossiler Überreste im niedersächsischen Schandelah legt nahe, dass der Beginn der Schmetterlingsevolution um 70 Millionen Jahre verschoben werden muss; das ist länger als der gesamte Zeitraum, der seit dem Aussterben der großen Dinosaurier verstrichen ist.

Den Wandel souverän gemeistert

Ein Forscherteam der Universität Utrecht entdeckte in Zusammenarbeit mit Kollegen aus den USA und Darmstadt Flügel- und Körperschuppen von Lepidotera in Sedimenten aus der Übergangsperiode von Trias zu Jura vor 201 Millionen Jahren. Es war eine Zeit des Umbruchs, in der eines der fünf großen Massenaussterben der Erdgeschichte stattfand. Die Schmetterlinge gehörten offenbar zu den Tiergruppen, die von der großen Veränderung profitierten – ganz wie die damals noch jungen Dinosaurier.

Bisher wurde den Forschern zufolge angenommen, dass die Entwicklung von Schmetterlingen und Blütenpflanzen eng miteinander verbunden sei. Die entdeckten fossilen Überreste sind allerdings mehr als 70 Millionen Jahr älter als die ältesten Fossilien von Blütenpflanzen. Die frühesten Lepidoptera könnten sich also ursprünglich von anderen Pflanzen ernährt und sich erst später auf ihre heutige Nahrungsquelle umgestellt haben. (APA, red, 15. 1. 2018)