Wien – Es ist fix. Nur zwei Kandidaten stellen sich der Wahl zum neuen Parteichef der Wiener SPÖ: Der geschäftsführende Klubchef im Parlament Andreas Schieder und Wiens Wohnbaustadtrat Michael Ludwig treten um die Nachfolge von Bürgermeister Michael Häupl an.

Einen Vorteil im Duell könnte sich nun dem Anschein nach Ludwig herausgeholt haben. Er konnte das Präsidium der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) überzeugen. Die Kandidaten hatten sich noch im Dezember einem Hearing vor dem 20-köpfigen Präsidium gestellt. Bei einer Sitzung des Gremiums wurde nun abgestimmt, wem man das Vertrauen ausspricht. Ludwig erhielt dabei die Mehrheit, wie Christian Meidlinger, FSG-Chef und einer von fünf Stellvertreter Häupls, dem STANDARD bestätigte. Wie groß die Majorität schlussendlich war, wollte Meidlinger aber nicht verraten: "Die dort waren, wissen es." Zwar hätten beide Kandidaten eine gute Präsentation abgeliefert, überzeugt habe Ludwig jedoch mit seiner Erfahrung in der Kommunalpolitik.

Eine Wahlempfehlung an die Delegierten will Meidlinger nicht abgeben. Die interne Abstimmung der Spitzengewerkschafter sei nur eine "Stimmungslage". Diese spiegle sich jedoch auch unter den Delegierten wider, sagt Meidlinger. Er selbst werde dem "Fingerzeig" des Votums folgen und seine Stimme Ludwig geben.

Rumort hat es wegen des Abstimmungsergebnisses trotzdem. So hieß es aus der FSG Meidling etwa, man habe sich nach einer Vorbesprechung des Bezirks entschieden, Schieder zu unterstützen. Die Aussage Meidlingers sei zu erwarten gewesen.

Die Stimme der Gewerkschafter hat innerhalb der Wiener SPÖ jedenfalls Gewicht. Von den 981 Delegierten, die am Parteitag über die Nachfolge Häupls abstimmen, stellen sie 120 Abgesandte. Diese wiederum kommen zur einen Hälfte aus den Bezirksorganisationen der FSG zur anderen aus den verschiedenen Fachvertretungen.

Fünf weitere Kandidaten

Beworben haben sich neben Ludwig und Schieder aber noch fünf weitere Personen um den Job als Parteichef. Auf den Stimmzettel schafften sie es nicht, wie die Wahlkommission der SPÖ Wienbeschloss, die am Montag zusammentrat. Denn vier von den Bewerbern seien keine Parteimitglieder der Wiener SPÖ gewesen, der fünfte, ein ehemaliges Parteimitglied wollte nur für die Kandidatur wieder eintreten, so die Begründung. Die Namen der Bewerber will die Partei nicht öffentlich machen, man wolle die Menschen "nicht an den Pranger" stellen.

Der fünfte Kandidat ist laut einem Bericht der Krone der Verwaltungsjurist Michael Bernt. Er war bis 2015 Parteimitglied trat aber aus und gründete infolge seine eigene Partei, die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, kurz SDAP. 2017 kandidierte der Salzburger bei der Nationalratswahl als Wiener Spitzenkandidat für die Freiheitliche Liste Österreich des Ex-Freiheitlichen Karl Schnell. Bernt erklärte damals, er sei weiterhin ein "bekennender Sozialdemokrat" geblieben. (Oona Kroisleitner, 8.1.2018)