Falls jemand letzte Gewissheit gebraucht hätte, dass sich nach #MeToo die Verhältnisse im Umgang zwischen US-amerikanischen Männern und Frauen in der Showbranche grundlegend ändern werden: Seit Sonntagabend dürfte Klarheit herrschen, dass sexuelle Belästigung zumindest in Hollywood künftig nur noch schwer als Kavaliersdelikt abzutun sein wird.

Denn ihre Heiligkeit Oprah Winfrey hat die Stimme erhoben und zum Volk gesprochen. "Deren Tage sind gezählt!", rief sie in Los Angeles bei der Verleihung der Golden Globes in kämpferischem Ton. Ihr Volk, das sind die Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer am gesamten Kontinent, die das Phänomen "Oprah" gleichermaßen erschufen, wie sie ihm nun zu Füßen liegen.

Betroffenheitsambitioniert, volksbildnerisch

Es begann am 29. Dezember 1954 in Kosciusko, Mississippi, da Orpah, spätere Ophra Winfrey als uneheliches Kind minderjähriger Eltern in ärmlichsten Verhältnissen das Licht der Welt erblickte. Ihre Karriere begann sie als Nachrichtenmoderatorin in einem lokalen Sender in Baltimore. Zehn Jahre später startete sie "The Oprah Winfrey Show", in der sie 25 Jahre lang bis 2011, betroffenheitsambitioniert und volksbildnerisch motiviert, eine rasch wachsende Zuschauerschar versammelte, die ihr bedingungslos die Treue hält – und bei der Erschaffung des steinschweren Oprah-Unternehmens half.

Auf gut 300 Millionen Dollar wird ihr Vermögen mittlerweile geschätzt. Ihr Imperium umfasst den eigenen Sender Oprah Winfrey Network (Motto: "Live your best life"), mit dem sie ihr Markenimage unter anderem über die eigene Harpo Productions blendend verkauft.

So viel Wohltat

Erträge daraus fließen in wohltätige Zwecke. Mit ihrem Angels Network unterstützt sie Benefizprojekte und Non-Profit-Organisationen, etwa nach Hurrikan Katrina, wo sie selbst den Opfern zehn Millionen Dollar gespendet haben soll. Als Kunstsammlerin ließ sie erst vor kurzem aufhorchen, als sie das Gustav-Klimt-Gemälde "Adele Bloch-Bauer II" um 150 Millionen Dollar an einen chinesischen Käufer verkaufte.

Zweifel an den traumbiografischen Daten poppen regelmäßig auf, stellen Herkunft, Mildtätigkeit und ihre private Beziehung mit Stedman Graham infrage, mit dem die 63-Jährige seit mehr als 30 Jahren ohne Trauschein zusammen sein soll.

Trumps Gegenkandidatin 2020?

Winfrey unterstützte 2008 Barack Obama, längst wird sie als Gegenkandidatin von Donald Trump 2020 gehandelt. "Oprah is God", schwören ihre Fans, und selbst wenn man der Idee vom Opium als Religion fürs Volk einiges abgewinnen kann, ist dem wirklich nichts hinzuzufügen. (Doris Priesching, 8.1.2018)