Johann Mikl-Leitner setzt auf Schneidbretter.

Foto: apa / pfarrhofer

St. Pölten – Die Werbelinie ist durchgezogen bei der ÖVP Niederösterreich: Neun blau-gelbe VW-Busse waren am Sonntagvormittag vor dem Landhaus im St. Pöltener Regierungsviertel geparkt, junge Wahlhelfer davor, komplett eingekleidet in den Farben des Landes und der Landespartei.

Gleich nach den Ansprachen von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Parteigeschäftsführer Bernhard Ebner machten sich die schwarzen Landesräte, der zweite Landtagspräsident Gerhard Karner, Ebner und Klubchef Klaus Schneeberger in den Autos mit den durchnummerierten Wunschkennzeichen "Wir" auf den Weg zu Veranstaltungen im Land, um vor der Landtagswahl am 28. Jänner für die Volkspartei zu werben.

Schneidbretter für alle

Es soll der "kürzeste Wahlkampf aller Zeiten, der intensivste Wahlkampf aller Zeiten und der sauberste Wahlkampf aller Zeiten" werden, sagte Ebner. Der billigste wird es allerdings bei weitem nicht: Die gesetzliche Kostenobergrenze von sechs Millionen Euro wird man in den kommenden Wochen bis zur Landtagswahl ausreizen, sagt Ebner zum STANDARD: "Was erlaubt ist, ist erlaubt". Geld, das zum Beispiel für Werbemittel wie ÖVP-Frühstücksbretter ausgegeben wird – ein Stück für jeden der 700.000 Haushalte in Niederösterreich.

Niedrig gesteckte Erwartungen

Die ÖVP hat in Niederösterreich eine absolute Mehrheit zu verteidigen, die Mikl-Leitners Vorgänger Erwin Pröll im Jahr 2013 mit 50,8 Prozent nur knapp halten konnte. Die Landeshauptfrau versucht, die Erwartungen niedrig zu halten: Man sehe in anderen Bundesländern, dass absolute Mehrheiten ein Phänomen der Vergangenheit seien, sagt sie am Sonntag. "Unser Wahlziel ist, die Menschen zu erreichen."

Eine aktuelle Umfrage für "Österreich" (Research Affairs, 410 Befragte) sieht die ÖVP bei 45 Prozent vor der SPÖ (22), der FPÖ (21), den Neos (5) und den Grünen (4). Schaffen es weder Grüne noch Neos in den Landtag, kann Mikl-Leitners Partei auch mit deutlich weniger als 50 Prozent der Stimme eine Mehrheit an Mandaten erhalten.

Über den Parteigrenzen

Die Volkspartei, die in Niederösterreich seit 1945 den Landeshauptmann bzw. die Landeshauptfrau stellt, versucht sich im Wahlkampf aus der herkömmlichen Parteienkonkurrenz herauszunehmen. Mehrmals betont Mikl-Leitner das "Miteinander" und das "Arbeiten über die Parteigrenzen hinweg". Anders als der politische Mitbewerb setze man nicht auf Dirty Campaigning. Zum offiziellen Wahlkampfauftakt am Montagabend in der Messe Tulln erwartet die ÖVP Niederösterreich 2.500 Gäste, darunter Bundeskanzler Sebastian Kurz und Ex-Landeshauptmann Erwin Pröll. (Sebastian Fellner, 7.1.2017)