Noch vor wenigen Wochen hieß es, Steve Bannon telefoniere mindestens einmal pro Woche mit Donald Trump. Man tausche sich aus, man stimme sich ab. Immerhin sei der "Große Manipulator" (das "Time"-Magazin über Bannon) weiterhin das Hirn des amtierenden amerikanischen Präsidenten. Und dieses müsse, sitzt es schon nicht in Trumps Kopf, auch nicht im Weißen Haus residieren. Dessen früherer (Wahlkampf-)Stratege könne ja auch von außerhalb der amerikanischen Machtzentrale, aus der er im vergangenen August unter wenig rühmlichen Umständen entfernt wurde, ins Steuerrad greifen. Als Remote-Control-Politiker gewissermaßen.

Damit scheint nun auf den ersten Blick Schluss zu sein: Bannon hat Trump öffentlich kritisiert, Trump mit Bannon offen gebrochen. Die beiden Brüder im Geiste, die ideologischen Kompagnons, der Coach und sein Schützling – sie verstehen einander nicht mehr. Böse Worte sind gefallen, nun haben Anwälte das Sagen. Und auch wenn vorsichtige Beobachter alte Wirtshaussprüche bemühen ("Pack schlägt sich, Pack verträgt sich"), ist völlig klar: Dieses Zerwürfnis ist nach Bannons Abgang im Sommer eine zweite, wichtige Zäsur in der Präsidentschaft Donald Trumps. Denn es illustriert, dass sich der US-Präsident deutlich von seiner Kernwählerschaft entfernt hat.

Ab dem Jahr 2013 lehrte der damalige Chef des rechtsrabiaten Online-Portals "Breitbart" (seit seinem Rauswurf ist er dort wieder Vorsitzender) den New Yorker Immobilienhai das Schwimmen im politischen Becken. Im Sommer 2016 übernahm er als CEO die Wahlkampagne Trumps. Dessen Wahlerfolg verbucht er als seine Leistung. Freunde Bannons sagen, er sehe sich an der Spitze einer Bewegung und Trump als jemanden, der von dieser profitiert habe und von ihr ins Weiße Haus getragen worden sei. Solange der Präsident seine daraus erwachsenden Verpflichtungen ehre, habe er kein Problem. Tue er es nicht, dann trete eben das Gegenteil ein.

Genau das passiert dieser Tage. Steve Bannon zieht das Protestvotum ab – das einzige Pfund, mit dem der angebliche Anti-Establishment-Politiker Trump wuchern konnte. Die Republikaner im Kongress brauchen aber genau diese Stimmen in wichtigen Bundesstaaten (siehe auch den Kommentar der anderen von Elizabeth Drew), um bei den im Herbst anstehenden Zwischenwahlen zu bestehen. Sie bekommen diese Stimmen im Zweifel von Bannon und nicht von einem Präsidenten, mit dem sie ohnehin seit jeher fremdelten.

Das wird für Trump weitreichende Folgen haben, die ihn bis in die unmittelbare Nähe einer Amtsenthebung bringen oder ihn zumindest schon vor der Zeit zur "lame duck" machen könnten. "The Trump presidency is over", das sagte Steve Bannon im Zentralorgan der amerikanischen Konservativen, dem "Weekly Standard", unlängst. Damit könnte er durchaus recht haben. Und wie immer hat er es Trump – Remote Control, diesmal über die Medien – verklickert. (Christoph Prantner, 4.1.2018)