Alle gegen sie.

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Zagreb/Oslo – Der Slalom-Doppelpack kurz nach dem Jahreswechsel in Zagreb hat im alpinen Ski-Weltcup schon Tradition. Den Anfang machen auch heuer die Damen, die am Mittwoch (13.00/16.30 Uhr, live ORF eins) die "Snow Queen 2018" ermitteln. Die große Favoritin ist klarerweise Slalom-Königin Mikaela Shiffrin, die in Oslo "ein bisschen verrückt" spielen musste, um ihren 37. Weltcup-Sieg einzusacken.

Im Vorjahr musste Shiffrin teilnahmslos zuschauen, wie Veronika Velez-Zuzulova und Petra Vlhova einen slowakischen Doppelsieg auf dem Sljeme in die Tat umsetzten. Die US-Amerikanerin war im ersten Durchgang ausgeschieden, damit ihre Weltcup-Serie von sieben Slalom-Siegen nacheinander zu Ende gegangen. In den zwei Jahren davor hatte sich Shiffrin jeweils den Titel der "Schneekönigin" abgeholt. Auf die Bestmarke von vier Siegen, die in Zagreb Marlies Schild hält, fehlen ihr noch zwei.

So stark

In dieser Saison hat die 22-Jährige vier von fünf Slalom-Bewerben gewonnen, wenn man die Parallelrennen in Courchevel und Oslo mitzählt. Und das erscheint nur folgerichtig, da der Ski-Weltverband (FIS) die Punkte von diesen Events zum Slalom-Weltcup rechnet. Shiffrin selbst will dieser Sichtweise aber nicht folgen.

"Für mich ist das total anders als ein Riesentorlauf oder Slalom oder ein traditionelles Skirennen, weil man die Person neben sich hat. Und ich weiß immer, dass meine Konkurrentinnen wirklich gewinnen wollen", meinte die Ausnahmekönnerin nach dem Triumph in der norwegischen Hauptstadt. "Ich muss mir dann sagen: 'Okay, ich muss auch hungrig sein, und ich muss härter sein und ein bisschen verrückt'. Das hat für mich gut funktioniert. So ist es nicht immer."

Jedenfalls sollte endgültig klar sein, dass das intensivere Training von anderen Disziplinen nicht auf Kosten ihres Slaloms gegangen ist. Dass das eintreten könnte, hat aber ohnehin niemand ernsthaft geglaubt. Nur in Levi am 11. November hatte Shiffrin gegenüber Vlhova das Nachsehen, seitdem ist sie in ihrem Spezialgebiet unbesiegt und kann zudem auch in Abfahrt und Super-G auf das Podium fahren.

"Nasenbohrer"

"Mit 22 Jahren war ich noch ein geübter Nasenbohrer und weit, weit weg von irgendwelchen Weltcup-Podesten", kommentierte Ex-Läufer Marco Büchel das Phänomen Shiffrin. Am nächsten dran an der Weltcup-Titelverteidigerin sind im Slalom neben Vlhova die Schweizerin Wendy Holdener und die Schwedin Frida Hansdotter. "Die würden alle Rennen gewinnen noch und nöcher", ist der Liechtensteiner Büchel überzeugt, wenn es die übermächtige Shiffrin nicht gebe.

Bald schon könnte eine neue, alte Herausforderin dazukommen. Denn Velez-Zuzulova strebt nach dem Kreuzbandriss vom September schon im Jänner ihr Comeback an, verriet zuletzt ihr Ehemann Romain Velez. Zagreb komme allerdings noch zu früh. Für den Olympia-Slalom in Pyeongchang wolle die 33-jährige Velez-Zuzulova auf jeden Fall wieder in Form sein.

Hoffnung auf Schild

Von den ÖSV-Damen ist Bernadette Schild am wenigsten weit von der absoluten Spitze entfernt. Als Leitwölfin im jungen Team sieht sich die Salzburgerin trotzdem nicht. "Wenn ich einen Besichtigungslauf mache, dann bekomme ich gleich eine drüber. Ich muss mich schon bemühen und meine Leistung abrufen. Ich bin nicht so ewig weit weg voraus", meinte Schild.

Katharina Truppe fehlt im Spezialslalom noch ein Top-Ten-Resultat in diesem Winter. In Oslo zog sie im Parallel-Duell mit Holdener schon im Achtelfinale den Kürzeren, was ihr den geteilten neunten Platz brachte. Die zwei Läufe waren für die Kärntnerin ein wertvolles Training. "Ich nehme den Slalomschwung mit nach 2018. Zagreb ist ein cooler Hang, ein langer Hang, da muss ich vorher noch etwas Kraft trainieren. Aber der Hang gefällt mir", sagte Truppe im Vorfeld.

Für RTL-Spezialistin Stephanie Brunner ist der Slalom nach wie vor das zweite Standbein, das sie behutsam aufbauen will. "Top-20-Plätze, um mit der Nummer weiter nach vor zu kommen. Da ist für mich das Ziel", schilderte die Zillertalerin. In Levi war Brunner im November bereits Achte, in Lienz kam sie auf den 14. Platz.

Die Zagreb-Rennen sind bei den Sportlern recht beliebt und werden von allen Seiten für ihre gelungene Organisation und die Kreativität des dahinter stehenden Teams gelobt. Diesmal hat man sich wieder etwas Besonderes einfallen lassen: Der Eislaufplatz auf dem König-Tomislav-Platz dient den Ski-Athleten dazu, ihre Schlittschuh-Qualitäten unter Beweis stellen. Die brauchen sie nämlich, um sich ihre Startnummer abzuholen. (APA, 2.1.2017)