In den Burschenschaften geht Kastrationsangst um, wenn nicht gar Panik vor pränataler Geschlechter-Selektion, wohl sortierte Samenbanken rücken eine Zukunft mit nur noch strickenden Mädelschaften bedrohlich nahe.

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Im Kreis der Regierung und am Rande versucht man, den Kontakt mit der Vergangenheit nicht ganz abreißen zu lassen. So konnte der neue Regierungssprecher dem "Kurier" auf Nachfrage versichern: "Ich glaube, Thomas Klestil wäre einverstanden, dass ich den Job mache." Worauf dieser Glaube gründet, blieb offen, immerhin hängt die eisige Miene, mit der Klestil einst die Angelobung der ersten schwarz-blauen Regierung vornehmen musste, als nationales Menetekel über der zweiten Auflage. Es ist also ein wenig kühn, den Auftritt an der türkis-blauen Jobbörse als Vermächtnis eines verflossenen Bundespräsidenten zu interpretieren. Andererseits ist die Opferbereitschaft zu würdigen. Gab der Regierungssprecher als Motiv für seine Berufung auf Klestil doch an, er wolle gerne einen Beitrag zum besseren Verständnis der Arbeit der österreichischen Bundesregierung leisten. Man wird ja sehen, wie süß und ehrenvoll es sich auf dem Altar des Vaterlandes macht.

Wenn die neue Außenministerin in der Welt nur halb so gut ankommt wie in der "Kronen Zeitung", müsste sich ihr Amtsvorgänger um seinen internationalen Ruf keine Sorgen machen. Sie hat sich nach der Vermittlung durch H.-C. Strache Donnerstag gleich in mehrfacher Hinsicht auf Bruno Kreisky berufen. Ich habe Bruno Kreisky im Unterricht oft als Referenz für die jungen Studenten genommen, weil er Trends wirklich vorausgeahnt hat.

Ein Pferd von ideologisch angemessener Bräune

Aber auch in anderer Hinsicht ist die Außenministerin ein zweiter Kreisky. Denn Kreisky war auch so ein Boxermensch, und Heinz Conrads und Lotte Tobisch. Und sie. Das sind alles Leute, die einen hohen Grad an Ironie und Humor haben. Kein Zufall, dass Strache ein Pferd hat, von ideologisch angemessener Bräune, auf dem sitzend er sich seiner Postergemeinde und den Lesern von "Österreich" präsentierte. Hätte er auch nur den geringsten Grad an Ironie und Humor, wäre er mit nacktem Oberkörper und ohne Schutzhelm aufgestiegen, dann hätte wenigstens Putin etwa zu lachen gehabt. Bei dem hatte man wenigstens nicht den Eindruck, das Pferd sei auf dem Boden festgeschraubt. Und ihm würde gewiss etwas Intelligenteres einfallen als der Hippo-Hype "Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde". Wenn er als Sportminister nicht mehr zu bieten hat als auf einem armen Tier herumzulungern, sollte er besser gleich zurücktreten.

Für ihn gäbe es ohnehin Wichtigeres zu tun, so wie sein Leibblatt diese Woche auf Gefahren hinwies, die den weißen Mann bedrohen. Darin wird #MeToo als eine neue Form der Inquisition entlarvt. Bei der #metoo-Kampagne geht es nur vordergründig um sexuelle Belästigung. Vielmehr ist diese Kampagne ein neues Instrument der Kulturmarxisten, um ihren Traum vom "neuen Menschen" zu erfüllen. Im Visier stehen dabei vorrangig weiße Männer, für die rechtsstaatliche Grundsätze nicht mehr gelten und die an den virtuellen Pranger gestellt werden sollen. Und wirklich unverschämt: Nun gerät auch Donald Trump ins Visier. Da ist es kein Wunder mehr: Schwarze Rassisten können ihre Genugtuung kaum verbergen, dass es dank "#MeToo" unter den weißen Männern vor Sexmonstern nur so wimmelt.

"Kreuzzug gegen die Libido"

Kulturmarxisten arbeiten am "neuen Menschen", schwarze Rassisten reiben sich die Hände angesichts weißer Sexmonster - es war höchste Zeit, dass die FPÖ in eine Regierung kam, um den sexuellen Chemtrails ein Ende zu bereiten. Andreas Mölzer beklagt einen Kreuzzug gegen die Libido und entlarvt die "#MeToo"-Kampagne als globalen Hexensabbat - das ist nicht die Zeit, sein Glück auf dem Rücken der Pferde zu suchen. Dafür ist die Gefahr zu groß und vor allem droht sie von allen Seiten. Eine neue Prüderie ist die Schwester der Political Correctness und des spätlinken Gutmenschentums und wird just von jenen in die Jahre gekommenen Linken propagiert, die im Gefolge der Frankfurter Schule vor nahezu einem halben Jahrhundert die freie Liebe und die totale Libertinage erfanden.

Da gibt es nichts zu lachen. So scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis aus den Kreisen militanter Feministinnen und engagierter Lesben die Forderung erhoben wird, das männliche Element insgesamt aus der Gesellschaft zu tilgen. In den Burschenschaften geht Kastrationsangst um, wenn nicht gar Panik vor pränataler Geschlechter-Selektion, wohl sortierte Samenbanken rücken eine Zukunft mit nur noch strickenden Mädelschaften bedrohlich nahe. Kein Wort darüber im Regierungsprogramm, und was tut Strache? Er faselt auf seinem Braunen vom Glück der Erde. (Günter Traxler, 31.12.2017)