Wien – Es gibt viele Arten, einen Film zu betrachten. Beim Animationsfilm Loving Vincent kann man versuchen, alle 77 Van- Gogh-Gemälde oder die Stilnuancen der 125 beteiligten Künstlerhände zu erkennen. Unanstrengend ist es, der spannungslosen Handlung zu folgen: Um den Spuren rund um den mysteriösen Tod Vincents in Auvers-sur-Oise nachzugehen, lassen die Filmemacher Dorota Kobiela und Hugh Welchman den jungen Armand Roulin mit einem Brief des Künstlers auf eine Reise gehen. In der Befragung von Weggefährten wird dessen Tod mehr und mehr zum Kriminalfall. Letztlich gewinnt Armand aber ein völlig neues Bild des Malers. Allerdings wird auch der Zuseher verwundert sein über das in Rückblenden so ausgeglichen, geradezu in sich gekehrt Dargestellte. Aus van Goghs Briefen sprechen aber wahnhafte Leidenschaft und aufbrausender Charakter. Das größere Dilemma des Films ist jedoch, dass Gemälde langsamer, bedachtsamer Annäherung bedürfen, um sich zu erschließen. Bei zwölf Bildern pro Sekunde bleibt es beim aufwendigen Spiel mit populärer Ästhetik. (kafe)

KRITIK

(kafe, 27.12.2017)