Marcel Hirscher geht als Weltcupführender in die Weihnachtspause.

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Madonna di Campiglio – Das letzte vorweihnachtliche Rennen im alpinen Ski-Weltcup hat reichlich Spannung in den Freitagabend gebracht. Nur 7/100 Sekunden hinter dem Sieger zurück war in Madonna di Campiglio für Daniel Yule kein Platz mehr unter den Top Drei. Dafür schaffte sein Landsmann Luca Aerni als Zweiter den ersten Podestrang der Schweizer Slalom-Herren seit knapp acht Jahren. Und es gab eine Konstante: Marcel Hirscher.

Trotz kapitalem Fehler im zweiten Lauf rettete der Salzburger von seiner Halbzeitführung noch vier Hundertstel auf Aerni sowie eine weitere auf Henrik Kristofferson, den sozusagen doppelten "Titelverteidiger" in Madonna, ins Ziel. Vier Monate und eine Woche einem Knöchelbruch geht Hirscher damit als Weltcup-Gesamtführender in die Weihnachtspause. "Das ist eigentlich unglaublich", meinte der ÖSV-Star selbst.

Tomba: Selbst Stenmark-Rekord in Reichweite

Die Basis für Hirschers siebenten Gesamt-Weltcupsieg in Folge ist jedenfalls gelegt, von einem Trainingsrückstand nichts zu merken. Mit vier Saisonerfolgen schraubte er seine Gesamtbilanz im Weltcup auf 49 Triumphe und ist damit Alberto Tomba bis auf einen Sieg nahe gerückt. Mit dem großen Italiener gleichzuziehen erscheint jedoch nur als Zwischenstation. Tomba, Madonna vor Ort, rechnet damit, dass Hirscher sogar die vom Schweden Ingemar Stenmark gehaltene und als unerreichbar geltende Rekordmarke von 86 Siegen angreifen kann.

Fest seht, dass der 28-Jährige nach nur einem Drittel des Olympia-Winters bereits zwei Drittel seiner Sechs-Siege-Marke der vergangenen Saison bereits eingefahren hat. Und 2016 war er fit und mit vollem Trainingspensum in den Winter gestartet. Es sieht so aus, als würde Hirscher die Rennen mit noch mehr Risiko in Angriff nehmen, als ohnehin schon. "Es macht mir viel mehr Spaß als im letzten Jahr", verriet er am Freitag. "Ich bin mehr motiviert."

Die Verletzung habe ihn auch in gewisser Weise wachgerüttelt. "Das hat mir einen Kick gegeben", meinte Hirscher. Natürlich sei die Zeit der Rehabilitation nicht immer leicht gewesen, Äußerungen, er könne den Gesamt-Weltcup abschreiben, hätten ihn jedoch gepusht.

Für Feller war mehr möglich, zwiespältige Bilanz

Ein Erfolg wäre in Madonna auch für Manuel Feller möglich gewesen. Sein Rückstand als Fünftplatzierter betrug nur 22/100 – und das trotz eben überstandener Kapselzerrung. Der Tiroler kam aber ebenso nicht fehlerfrei ins Ziel wie Christian Hirschbühl. Ohne seinen schwereren Lapsus im zweiten Lauf hätte der letztlich Zwölftplatzierte (+0,71) ganz vorne landen können.

ÖSV-Rennsportleiter Andreas Puelacher war, von Hirscher einmal abgesehen, mit der Ausbeute in den bisherigen Saison-Torläufen nicht so zufrieden. "Da wäre viel mehr drinnen gewesen", sagte der Cheftrainer. Dass Michael Matt oder Marco Schwarz noch ohne Podestplatz sind, führte Puelacher auf die nicht beständigen Leistungen zurück.

Die Gesamtbilanz fällt jedoch positv aus. Bisher gab es zwar noch keinen Abfahrtssieg, damit könnte es aber am Donnerstag (28. Dezember) in Bormio klappen. Die Kombination am Freitag lassen Hirscher und Kristofferson aus. Hirschers nächster Einsatz im Weltcup ist der Parallelslalom am Neujahrstag in Oslo. Nach ein paar Tagen weihnachtlicher Ruhe wird er das spezielle Training dafür aufnehmen. (APA, red – 23.12. 2017)