Wien – Österreich beherbergt eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt, darunter auch zahlreich bedrohte Arten. Nun haben Wissenschafter und Naturschutzorganisationen die Arten des kommenden Jahres gewählt, um ihnen zu mehr Bekanntheit und Schutz zu verhelfen, aber auch um weniger bekannte Arten ins Rampenlicht zu rücken.

Vogel des Jahres

Der Star ist aus der Entfernung recht unscheinbar, bei näherer Betrachtung sieht man allerdings sein Gefieder prächtig metallisch glänzen. Er kommt in Städten genauso wie auf dem Land vor, doch geeignete Lebensräume mit Brutmöglichkeiten und passender Nahrung sind vor allem durch die intensive Landwirtschaft im Schwinden.

Außerdem wird er vor allem von den Winzern alles andere als geschätzt, weil er sich gerne vor ihnen an die Lese der Weinbeeren macht. Dabei galt er noch Anfang des 20. Jahrhunderts als wichtiger Vertilger landwirtschaftlicher Schädlinge.

Foto: APA/BIRDLIFE/M DVORAK

Tier des Jahres

Mit der Wahl des Igels zum Tier des Jahres wird auf eine Art hingewiesen, die aufgrund des Straßenverkehrs und schwindender Lebensräume gefährdet ist. Der Igel ist in der Dämmerung und Nacht aktiv und muss sich für den Winter einen formidablen Fettpolster anfressen. Seine Nahrung sind Regenwürmer, Schnecken, Raupen, Käfer und Eier sowie Jungtiere bodenbrütender Vögel. Bei Gefahr rollen sich Igel ein, wodurch sich ihre spitzen Stacheln aufrichten.

Igel werden im Schnitt vier Jahre alt, allerdings überleben viele den ersten Winterschlaf nicht. Die Bestände unterstützen könne man laut Naturschutzbund mit einem "nicht allzu penibel aufgeräumten Garten mit Unterschlupfmöglichkeiten".

Foto: APA/dpa/Arno Burgi

Spinne des Jahres

Die Fettspinne verdankt ihren Namen einem fettig-glänzenden Aussehen vor allem am Hinterleib. Bei einer Körpergröße von vier bis sieben Millimetern ist sie in verschiedenen Brauntönen gefärbt. Sie baut dreidimensionale Deckennetze mit nach unten hängenden Fangfäden, die als einzige mit Klebetropfen versehen sind.

Fettspinnen kommen in und an Gebäuden in ganz Mitteleuropa vor und sind recht häufig. Sie fressen kleine Insekten und andere Spinnen und sind für Menschen ungefährlich. Fundmeldungen und Fotos dieser Haubennetzspinne werden unter www.naturbeobachtung.at gesammelt.

Foto: Naturschutzbund/Pierre Oger/Arabel

Pilz des Jahres

Vom Totholz der Weiß-Tanne ernährt sich der Gestielte Tannen-Schwarzborstling. Seine Fruchtkörper sind dunkelbraun gefärbt, haben Becher- oder Teller-Form und einen dünnen Stiel. Er gilt als ungenießbar.

Der Gestielte Tannen-Schwarzborstling kommt in Europa, Amerika und Asien vor, ist aber alles andere als häufig. Deshalb gilt er etwa in Österreich als stark gefährdet.

Foto: Naturschutzbund/MG Friebes

Fledermaus des Jahres

Die Kleine Hufeisennase zählt mit einem Gewicht von vier bis sieben Gramm zu den kleinsten heimischen Fledermausarten. Im Sommer zieht sie ihre Jungen vor allem in Dachböden groß, im Winter hält sie in Höhlen, Stollen und Kellern Winterschlaf.

Nach teils dramatischen Populationseinbrüchen konnte sich der Bestand in vielen Regionen wieder erholen. Da die Kleine Hufeisennase aber stark vom Menschen und geeigneten Sommerquartieren abhängig ist, sind für 2018 Aktionen und Projekte geplant, um auf diese Fledermausart aufmerksam zu machen.

Foto: Naturschutzbund/W. Forstmeier

Fisch des Jahres

Der Wels lebt tief in der Dunkelheit von Seen oder langsam fließenden Gewässern und versteckt sich zudem gerne hinter Baumstämmen, im Wurzelwerk, in Höhlen und Spalten. Es fehlt ihm zunehmend an seichten, bewachsenen Uferstellen zum Ablaichen.

Der bis zu drei Meter große, vorwiegend nacht- und dämmerungsaktive Räuber hört und riecht ausgezeichnet. Mit seinen Barteln lockt er Beute an, und wenn sie nahe genug ist, reißt er sein riesiges Maul auf, wodurch der Sog seine Opfer in ebendieses befördert.

Foto: APA/WOLFGANG PÖLZER

Weichtier des Jahres

Der Tigerschnegel ist zwar hierzulande recht verbreitet, trotzdem aber eher unbekannt. Die große Nacktschnecke verzehrt die Eier und Jungtiere einer ungeliebten Verwandten, der "Spanischen Wegschnecke", die sonst kaum Feinde hat und sich massenhaft vermehrt.

Mit bis zu 20 Zentimetern zählt der Tigerschnegel zu den größten Weichtieren Europas. Für Gärtner ist diese Schnecke ein Nützling, da sie außer anderen Schnecken und ihren Gelegen nur Pilze und Aas frisst.

Foto: Naturschutzbund/Stefan Kwitt

Moos des Jahres

Als dichte, bis zu zehn Zentimeter hohe Polster an schattigen, feuchten Felsen wächst das Echte Apfelmoos. An den großen, rundlichen, weit über das Polster hinausgehobenen Kapseln ist das Moos leicht erkennbar.

Das Echte Apfelmoos ist eine kalkmeidende Art und wächst in Spalten und auf Absätzen von Felsen, an Wegböschungen und steinigen Abhängen. In Österreich gilt es als nicht gefährdet.

Foto: Naturschutzbund/Wolfgang von Brackel

Nutztier des Jahres

Der Österreichisch-Ungarische Weiße Barockesel galt früher als "Lichtbringer" und wurde als Statussymbol gehalten. Heute werden die mittelgroßen Esel im Nationalpark Neusiedlersee erfolgreich in der Landschaftspflege eingesetzt, aber auch als Trag- und Therapietiere. Barockesel können 30 bis 40 Jahre alt werden.

Die größte Population lebt in Österreich und Ungarn. Allerdings ist der Barockesel mit nur jeweils gut hundert bis hundertfünfzig paarungsfähigen Hengsten und Stuten selten geworden und somit hoch gefährdet.

Foto: Naturschutzbund/Katharina Zoufal

Lurch/Reptil des Jahres

Der Grasfrosch ist bräunlich gefleckt, ausgewachsen sechs bis neun Zentimeter lang und zählt zu den gefährdeten Tierarten. Wenn die Temperaturen im Frühling über die Fünf-Grad-Marke steigen, wandern die Grasfrösche von ihren Winterverstecken in die Laichgewässer und gehören damit zu den ersten Amphibien, die sich nach der kalten Jahreszeit regen.

Die Frösche fressen Insekten und Spinnentiere, Schnecken und Würmer. Gefressen werden sie wiederum von Mardern, Füchsen, Wildschweinen, Eulen, Greifvögeln, Reihern und Störchen. Fische und Molche laben sich zudem an ihren Eiern und Kaulquappen. Bedroht werden Grasfrösche aber vor allem durch die Zerstörung ihrer Lebensräume, Pestizide und den Straßenverkehr.

Foto: Naturschutzbund/Robert Hofrichter

Blume des Jahres

Der Langblättrige Ehrenpreis säumt Flüsse an naturnahen Flussauen, einem in Österreich stark bedrohten Ökosystem. Rund Dreiviertel unseres österreichischen Auenbestandes ist bereits verschwunden, von den verbliebenen Auen sind nur noch etwa die Hälfte ökologisch intakt.

Die traubenförmigen lila Blüten der seltenen Auenpflanze können im Hochsommer bewundert werden und dienen zahlreichen Insekten als wichtige Nahrungsquelle. Insofern ist die hübsche Zierstaude auch jedem insektenfreundlichen Garten- und Balkonbesitzer zu empfehlen.

Foto: Naturschutzbund/Alexander Jahn

Streuobstsorte des Jahres

Der Salzburger Rosenstreifling verschwindet immer mehr aus den Obstwiesen der Salzburger Bauern. Die Bäume sind hinsichtlich des Bodens anspruchslos, bevorzugen aber sonnige Hänge. Die auffallend schönen roten Äpfel sind universell verwendbar – sei es frisch verzehrt, verkocht oder verarbeitet.

Die Streuobstbestände sind vielfältige und unersetzliche Lebensräume in unserer Kulturlandschaft – in Streuobstgärten wird die traditionelle Obstsortenvielfalt erhalten. Daran soll stellvertretend der Salzburger Rosenstreifling erinnern.

Foto: Siegfried Bernkopf

Flechte des Jahres / Insekt des Jahres

Die Fransen-Nebelflechte kann an Silikatfelsen vor allem höherer Lagen gefunden werden. Sie hat graue bis weißliche runde "Lager" und erreicht meist etwa fünf Zentimeter Durchmesser.

Wie auch bei anderen Flechtenarten kann die Fransen-Nebelflechte in der Sonne völlig austrocknen und in einen inaktiven Ruhezustand verfallen, in dem sie nötigenfalls monatelang überleben kann.

Dem weit verbreiteten Insekt des Jahres, das dennoch kaum jemand kennt, ist ein eigener Artikel gewidmet: die Skorpionsfliege, Insekt mit spektakulärem Äußeren. (red, APA, 30.12.2017)

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Naturschutzbund Österreich

Foto: Naturschutzbund/Wolfgang von Brackel