Thomas Pronai spielt am Freitag mit Bo Candy im Wiener Fluc.

Foto: Reinhard Gombas

Wien – In Österreich liegt die Westküste im Osten. Gut, den Bodensee lassen wir da jetzt für einen Moment außer Acht, aber der gehört uns ja nicht allein – der Neusiedler See schon. Dessen Ruf ist nicht der beste. Braune Lacke und Schlimmeres muss sich der Steppensee an Rufmord gefallen lassen, doch es geht jetzt nicht um Wasserqualität oder geölte Wiener am Strand: Es geht um Klang, Gefühl und Musik.

Der Burgenländer Thomas Pronai machte sich für sein neues Album unter dem Namen Bo Candy auf nach Westen und blieb, wo er ist: im Osten – in Oslip. Da wohnt er nämlich, in der Cselley-Mühle, dort arbeitet er.

Und bei der Arbeit folgt er seinem Herzen. Sein neues Album belegt, dass dieses für die frühen 1970er-Jahre schlägt, für den US-amerikanischen Westcoast-Sound, insbesondere für die Musik, die Neil Young damals veröffentlicht hat. Deshalb covert er dessen 1972 erschienenen Song Are You Ready For The Country?. Sein Albumtitel bejaht diese Frage mit Ready For The Country. Am Freitag präsentiert er es mit seiner Band im Wiener Fluc.

Der Westcoast-Sound der 1970er gilt als warm, eher lebensbejahend und entspannt, ohne die Schattenseiten zu vergessen. Das grundsätzlich zurückgelehnte Feeling stellt Pronai auf Ready For The Country nach. Lieder wie World Of Class und Smile Again bleiben im unteren Tempobereich, klingen wie im Sitzen eingespielt. Klavier, Pedal-Steel-Gitarre und ein Rhythmus, dessentwegen keine Kuh auf dem Felde beunruhigt das Haupt hebt. Chillaxed, wie man sagt.

Warme Grundstimmung

Man muss das Album schon umdrehen, um ein Lied wie Apotropaic zu hören, in dem Pronai das Tempo schon auch anzieht. Doch selbst dabei sorgt der Einsatz der Orgel für eine warme Grundstimmung. Ein Song wie Home suhlt sich genüsslich im Seventies-Feeling, ist ein Midtempo-Rumpler, den eine Mundharmonika einleitet und bei dem der Wuchs des Haupt- und des Gesichtshaars beschleunigt, bis am Ende Neil Young 1974 herauskommt. Ein Blick aufs Pressefoto bestätigt das: Heute Nacht ist die Nacht.

In Home erblüht Bo Candys Musik am deutlichsten. Die Band ist lässig und locker. In anderen Liedern erahnt man zwar, wohin sich Pronai fühlt, die Musik zieht aber nicht ganz mit, der Sehnsuchtsort wird knapp verfehlt. Live wird das jedoch eine Punktlandung werden. (Karl Fluch, 22.12.2017)