Gefährliches Kulturleitbild: Musikmanager betont Freiheit
Musikexperte Hannes Tschürtz, Gründer der Agentur Ink Music, beurteilt das Programm der neuen Bundesregierung kritisch. "Es enthält viel Luft und Überschriften, was fairerweise ein bisschen in der Natur der Sache liegt." Aber in Summe "ist Potenzial drin, dass es wahnsinnig gefährlich wird".
Wenn es etwa um "ein österreichisches Kulturleitbild" gehe, sei er skeptisch. "Das ist das Gegenteil von sinnvoll, wenn es um Kultur geht, weil Kunst von Freiheit lebt." Zudem werde viel von Evaluierung gesprochen und dies mit "Spitzen- und Exzellenzförderung" in Bezug gesetzt. Er sei zwar keineswegs ein Verfechter des Gießkannenprinzips, aber: "Eine Spitze kann nicht entstehen, wenn es keine Breite gibt", so Tschürtz. "Warum die österreichische Musikwirtschaft gerade so boomt, ist genau die Entwicklung der letzten 15 Jahre."
Positiv hebt Tschürtz etwa die Förderung durch den Musikfonds hervor, spricht sich aber für eine finanzielle Ausweitung aus, nicht zuletzt auch in Richtung Vertriebs- und Vermarktungsför derung. "Das wäre dringend notwendig. Wenn sie dort nicht ansetzen, machen sie einen Riesenfehler. Und eine Spitzenförderung wird dort nicht ansetzen."
Zum Thema Quote, etwa was heimische Künstler in Radio und TV betrifft, zeigt sich Tschürtz, bei dessen Agentur Bands wie Mynth oder Garish zu Hause sind, gespalten. "Ich bin kein Freund davon." Zuletzt gab es seitens der Musikwirtschaft einen sinnvollen Dialog, "das ist ausnahmslos immer besser, als etwas per Gesetz vorzuschreiben". Natürlich sei die Quote auch als "Drohgebärde in der Hinterhand" nicht zu unterschätzen. "Aber ich würde nach wie vor sagen: Feste Prozente vorzugeben ist nicht der Weisheit letzter Schluss." (APA, red)