Dünnwandige Generation statt dickbauchiger Kasten.

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Seit Sommer blieb mein Fernsehgerät kalt. Die Ära des Analogfernsehens (ja, es gab noch ein paar Gallier) war damals endgültig vorbei. Nichts ging mehr. Nun hatte sich aber mein dickbauchiger Kasten, der mir jahrelang die besten Dienste erwiesen hatte, einen gebührlichen Abschied verdient. Ich konnte ihn nicht einfach so abstoßen wie einen aus der Mode gekommenen Wintermantel.

Was kann denn er dafür, dass analog nicht mehr in ist!? Er blieb also die letzten Monate als stummer Genosse an seinem Platz, und fast wie zum Trotz praktizierten wir zwei gegen den Rest der Welt nun monatelanges Nichtfernsehen. Es war so schön!

Keine Wahlkampfbilder, keine Elefantenrunden und auch ganz knapp keine Angelobungsbilder, huch! Seit gestern aber ist er weg und ein Vertreter der neuen, dünnwandigen Generation steht an seinem Platz. Man muss sagen, der Neue sieht sehr gut aus. Er schmiegt sich mit seiner schlanken Linie wirklich elegant an die Wand, verhält sich auch sonst rundherum dezent und respektvoll, als wüsste er, in welche Fußstapfen er nun treten wird.

Natürlich habe ich ihn noch nicht aufgedreht (das Antennenkabel des Fernsehanbieters ist dafür zu schwach, ich muss ein neues besorgen). Wobei von "drehen" ja nicht die Rede sein kann. Eine supersmarte grausilbrige Fernbedienung ohne Tastatur würde bei sachter Berührung den Sesam öffnen. Das zögere ich lieber noch ein wenig hinaus.

Erstens werde ich die neuen Gesichter der Regierung noch oft genug sehen. Und zweitens wären mir so gestochen scharfe Antlitze jetzt so auf einmal echt unangenehm. Man hört ja Irres über den neuen HD-Effekt. (Margarete Affenzeller, 21.12.2017)