Packerln über Packerln sind nicht nur in den Logistikzentren der Dienstleister eine Herausforderung. Auch auf dem Weg zu den Kunden kann noch einiges schiefgehen. Immer mehr Kunden beschweren sich.

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Wien – In der stillsten Zeit des Jahres ist in manchen Branchen höllisch viel los. Die heimische Post etwa hatte alleine am vergangenen Montag mit 600.000 ausgelieferten Paketen ein Rekordhoch zu bewältigen. Im Gesamtjahr wird die Post, bei Privatkunden immer noch größter Zusteller am Markt, geschätzte 95 Millionen Pakete ausliefern, um 14 Millionen mehr als im Vorjahr. Ein Gutteil verdankt sich auch der Weihnachtszeit. In diesen Tagen steigt das Aufkommen besonders rasant – von 320.000 im Tagesschnitt auf 420.000. Am Black Friday oder Cyber Monday werden je 550.000 Packerln zugestellt. Die Deutsche-Post-Tochter DHL nennt ihre Zahlen für Österreich nicht. Nur so viel: 11.000 Sachertorten gehen zu Weihnachten in die Welt hinaus.

Sonderschichten bei den Zustellern

Für die Mitarbeiter der Post und auch für jene der Konkurrenz bedeutet dies Sonderschichten. Die zur französischen GeoPost-Gruppe gehörende DPD, neben DHL und der niederländischen GLS ein weiterer großer Player am heimischen Markt, rechnet etwa mit einem Fünftel mehr Touren, entsprechend mehr Personal wird eingestellt. Auch die Post nimmt in dieser Zeit zusätzliche Mitarbeiter auf, primär in den Logistikzentren, sagt Sprecher Michael Homola. Flächendeckende Samstagzustellung ist mittlerweile normal. Im Advent wird punktuell aber auch am Sonntag geliefert.

200 Millionen Pakete könnten heuer im Gesamtjahr ausgeliefert werden, schätzt Harald Gutschi, Chef der Versandhandelsgruppe Unito – mit Otto, Universal und Quelle einer der größten heimischen Online-Anbieter. Nicht nur nach Weihnachten geht einiges davon wieder retour. Bei Unito wird mehr als ein Drittel der Waren zurückgeschickt.

Alternativen gesucht

Was gute Geschäfte für Paketzusteller und manche Online-Shops bedeutet, hat seine Schattenseiten. Bei städtischen Verkehrsplanern rauchen die Köpfe. "Ein großes Thema", sagt Andreas Baur, Mediensprecher von Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. Man versuche in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer Wien Alternativen zu den vielen Klein-Lkws der Paketdienste zu installieren, etwa durch die Kaufförderung von Transportfahrrädern. Ziel sei es, Minihubs zu installieren, von denen der Transport per Zweirad weitergeht. Zumindest eine Idee für die Innenstadt. Doch auch außerhalb sind die Szenen bekannt: Ein Paketdienst fährt in die Gasse hinein, der andere ist wieder am Sprung. Schachteln schleppende und oft keuchende Boten läuten meist vergeblich an Türen und schreiben ihre berühmt-berüchtigten Zettel, die nicht immer ihr Ziel erreichen. Auch so manches Packerl kommt nicht oder in bedauernswertem Zustand an.

Immer mehr Beschwerden

Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat die Probe aufs Exempel gemacht und 60 Pakete mit der Post, Hermes DHL, GLS und DPD versandt. Zwischen einem und drei Tagen waren sie unterwegs – zu Preisen zwischen 4,60 und 5,90 Euro. Jedes zehnte kam beschädigt an. Nicht alle Dienstleister waren bereit, den Schaden zu ersetzen. Bei Post und Hermes funktionierte alles einwandfrei. Auch wenn sich die Zahlen im Verhältnis zu den bewegten Gütern überschaubar ausnehmen: Beschwerden haben laut AK jedenfalls zugenommen. Davon kann auch die Rundfunk- und Telekomregulierungsbehörde ein Lied singen. Alleine bis zum 11. Dezember führte die Postschlichtungsstelle 255 Schlichtungsverfahren durch. 142 Fälle betrafen Paketdienste. Im Vergleich zum Vorjahr ist das schon jetzt ein Anstieg um knapp 78 Prozent. Die Beschwerden reichen von nicht auffindbaren Sendungen über fehlende Hinterlegungszettel bis hin zur Abgabe bei den Nachbarn.

Harsche Bedingungen

Manches davon ist wohl auch den oft harschen Bedingungen für die Mitarbeiter der Dienstleister geschuldet. Besser bezahlte Überstunden oder Zeitausgleich für Sonderschichten gibt es bestenfalls für Angestellte. Bei weniger guten Bedingungen, etwa bei Subunternehmen, die Selbstständige mit Gewerbeschein losschicken, schaut es meist weniger rosig aus. Pro Stunde gibt es oft weniger als fünf Euro, von ausreichend Pausen gar nicht zu reden. Vom Christkind träumen diese Heinzelmännchen wohl eher schlecht. (Regina Bruckner, 19.12.2017)