Nach etwas glattgebügelter Ware von der Metallstange, geben sich Kadavar auf ihrem aktuellen Album "Rough Times" wieder roher.

Foto: Nuclear Blast

Dornbirn – Abgesehen von einigen Doom- und Drone-Bands sowie experimentierfreudigen, schwarzmetallischen Fürsten der Finsternis wie Liturgy oder Wolves In The Throne Room gibt es derzeit wohl keine Formation aus dem Hardrock- und Metal-Bereich, die einen höheren Hipness-Faktor als Kadavar aufweist.

Am kommenden Montag gastiert das 2010 in Berlin gegründete Trio in Dornbirn. Ursprünglich hatte Kadavar auch einen Österreich-Bezug, denn der erste Bassist, Philipp "Mammut" Lippitz, kam aus Ösiland – wie Berliner Schnauzen salopp sagen. 2013 stieg der Barbetreiber aber aus, ersetzt wurde er vom Franzosen Simon "Dragon" Bouteloup.

Kadavar – Die Baby Die.
Nuclear Blast Records

Die verbliebenen Gründungsmitglieder sind der aus Münster stammende Christoph "Tiger" Bartelt am Schlagzeug sowie der Thüringer Christoph "Lupus" Lindemann (Gesang und Gitarre).

Nicht nur wegen der imposanten Bärte und langen Matten passen sie in die Schublade Retrorock. Gerade in den ersten Jahren orientierte man sich an Heavyrockpartien frühen 1970er-Jahre. Vor allem live bewies die Band, dass sie keine billigen Kopien abliefert. Auf dem im Herbst erschienen Album Rough Times, gibt sich Kadavar härter, krachiger und doomiger als zuvor. Vor allem im ersten Teil von Rough Times wummert der Bass wie bei Black Sabbath oder Pentagram, und keine solistischen Langatmigkeiten oder Intros stören die Dampfwalze.

Kadavar – Tribulation Nation.
Nuclear Blast Records

Nicht nur weil Kadavar live gern den Damned-Hadern New Rose covern und Iggy Pop und MC 5 lieben, hört man die Spuren des Punk. Frontmann und Texter Lindemann hat ein Gespür für politische Themen: Titel wie Words Of Evil, Vampires oder Skeleton Blues künden von der düsteren Gegenwart, thematisieren Fremdenhass, Rassismus oder Fake News.

In der zweiten Hälfte des Albums wird es besinnlicher. Mit You Found The Best In Me gibt es eine Südstaatenrock-Ballade. (Gerhard Dorfi, 14.12.2017)