Die EVN verschiebt die Smart-Meter-Einführung auf Herbst 2018, um die geplante Qualität und Datensicherheit gewähren zu können. Ursprünglich war der Roll-Out für Herbst/Winter 2017 geplant. Die Strom- und Gaspreise für Haushaltskunden bleiben bis zum Sommer 2018 stabil, so Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz am Donnerstag. Die thermischen Kraftwerke werden mehr zur Netzstabilisierung eingesetzt.

Erst, wenn die Anforderungen stimmen

Die Einführung der digitalen Stromzähler (Smart-Meter) werde erst starten, wenn die neuen Anforderungen stimmen, so EVN-Vorstand Franz Mittermayer heute bei der Bilanzpressekonferenz. Es geht laut EVN vor allen um die Datensicherheit bei der IT-Infrastruktur, die Software sei derzeit noch nicht sicher genug. Die Vergabe ist bereits abgeschlossen. Vorgesehen ist eine Einzelverschlüsselung. Investiert werden in die intelligenten Stromzähler bis zu 200 Mio. Euro. Österreichweit soll es nun einen neuen, weniger ehrgeizigen Zeitplan für den Smart-Meter-Rollout geben: Laut Entwurf zur Smart-Meter-Einführung ist vorgesehen, dass wie im EU-Ziel mindestens 80 Prozent der Haushalte bis Ende 2020 mit einem Smart Meter ausgestattet sein müssen. Ob die EVN diesen Zeitplan einhalten könne, sei noch offen, hieß es heute.

Die Großhandelspreise für Strom und Gas steigen seit Sommer. Für die Haushaltskunden der EVN werden bei Standard-Produkten die Preise für Strom und Gas stabil bleiben, so Szyszkowitz. Davon sei die überwiegende Mehrheit der Kunden betroffen. Die EVN bietet wie andere Energieversorger auch sogenannte Floating-Produkt an, die sich an den Börsenpreisen orientieren.

Die thermischen Kraftwerke der EVN werden verstärkt zur Stromnetzstabilisierung eingesetzt. Im Geschäftsjahr 2016/17 gab es an mehr als 160 Tagen Abrufe, im vorangegangen Geschäftsjahr waren es rund 130. Im seit Oktober laufenden Geschäftsjahr wurden die thermischen Kraftwerke bisher bereits an 40 Tagen abgerufen. Erhöht wurde auch die Kapazität, die dem deutschen Stromnetzbetreiber Tennet über die Wintermonate zugesagt wurde: "Im Winterhalbjahr 2017/18 wird nun erstmals fast die gesamte thermische Kapazität der EVN in Niederösterreich im Ausmaß von 1.090 MW für den süddeutschen Raum vertraglich bereitgehalten", heißt es im Geschäftsbericht. Zuvor waren es knapp 800 MW. Insgesamt verfügt die EVN über thermische Kraftwerkskapazitäten von 1.300 Megawatt (MW).

Energiesystem unter Druck

Der Anstieg bei Leistung und Einsatz zeige, dass das Energiesystem unter Druck sei, so Szyszkowitz. Er geht davon aus, dass es per 1. Oktober kommenden Jahres – dem geplanten Zeitpunkt der Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone – neue Regeln geben werde. Mit dem österreichischen Übertragungsnetzbetreiber APG, für den im Sommer Kraftwerkskapazitäten vorgehalten werden, müsse es mehrjährige Verträge geben, betonte Szyszkowitz. Das EVN-Kohlekraftwerk in Dürnrohr wird wie berichtet bis 2025 am Netz bleiben. Bei der Müllverbrennung in Dürnrohr wird der zu Jahresende auslaufende Vertrag mit der Stadt Rom nicht mehr verlängert.

Ausbauen will die EVN die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Quellen. Die Winderzeugungskapazität in Niederösterreich soll mittelfristig auf 500 MW ausgestockt werden. Ende September 2017 waren es rund 270 MW, im laufende Geschäftsjahr sollen mit der Inbetriebnahme von weiteren Windparks mehr als 40 MW dazukommen. Investiert wird in Niederösterreich auch in den Ausbau der Trinkwasserversorgung sowie in den Aufbau von E-Ladestationen. Insgesamt will die EVN in den nächsten Jahren rund 400 Mio. Euro jährlich investieren, davon rund drei Viertel für Netze, Erneuerbare und Trinkwasser in Niederösterreich.

Mehr Umsatz

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 hat der kalte Winter der börsennotierten EVN mehr Umsatz und ein deutliches Ergebnisplus beschert. Dafür soll auch die Ausschüttung an die Aktionäre erhöht werden – die Dividende soll von 42 auf 44 Cent je Aktie angehoben werden. Zusätzlich wird noch eine einmalige Bonusdividende von 3 Cent pro Aktie vorgeschlagen. Das Konzernergebnis steigerte die EVN per 30.9. im Jahresabstand um 60,4 Prozent auf 251,0 Mio. Euro, fast punktgenau auf die vom Unternehmen selbst Anfang November in Aussicht gestellten 250 Mio. Euro. Auch ein positiver Einmaleffekt durch die Einigung mit der staatlichen bulgarischen Stromgesellschaft NEK über strittige Ökostrom-Fragen half beim Ergebnisanstieg. Das EBITDA legte um 19,4 Prozent auf 721,6 Mio. Euro zu und das EBIT um 33,2 Prozent auf 346,9 Mio. Euro. Der Umsatz stieg um 8,3 Prozent auf 2,216 Mrd. Euro.

Im laufenden neuen Geschäftsjahr wird nun eine Rückkehr auf ein normalisiertes Konzernergebnis im Schnitt der Geschäftsjahre 2015/16 und 2016/17 erwartet. Jedoch könnten die regulatorischen Rahmenbedingungen, die eingeleiteten Verfahren in Bulgarien, die verbleibenden Verfahren im Zusammenhang mit dem Kraftwerksprojekt Walsum 10 sowie der Fortgang der Aktivitäten in Moskau das Konzernergebnis wesentlich beeinflussen. (APA, 14.12.2017)