Die Verbindung von Vorweihnachtszeit und Wohltätigkeit manifestiert sich auch heuer wieder in zahlreichen Charity-Veranstaltungen, Spendenaufrufen und Benefiz-Punschständen. Umso befremdlicher wirkt es, wenn Berichte über solche Aktivitäten durch Meldungen von den laufenden Koalitionsverhandlungen konterkariert werden, in denen von geplanten Einsparungen und Einschnitten im Sozialbereich die Rede ist. Kann es sein, dass die ÖVP auf Drängen der Liste Kurz just im Advent ihre christlichen Wurzeln zur Austrocknung freigibt? Und könnte das daran liegen, dass sich hier Herzen verhärtet haben, die in der Vergangenheit zu wenig Nächstenliebe bekommen haben?

Vor drei Monaten habe ich an dieser Stelle über eine finanzielle Notlage der Volkspartei berichtet. Nachdem die Staatsanwaltschaft 487.169,40 Euro Parteispenden als illegal bewertet hat, müssen diese wieder zurückgezahlt werden, um das Risiko einer Vorstrafe wegen Geldwäsche zu vermeiden. Somit schuldet die ÖVP der Post AG 114.209 Euro, der Lotterien GmbH 72.960 Euro, der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich 50.000,40 Euro sowie der Telekom Austria 250.000 Euro.

Wie hart diese Zahlungsverpflichtungen die Partei treffen, zeigt sich daran, dass mit der Telekom eine Vereinbarung über jährliche Ratenzahlungen in Höhe von 25.000 Euro bis 2024 geschlossen wurde.

Meine Hoffnung, dass diese Fakten eine Welle der Hilfsbereitschaft für die ÖVP auslösen würden, wurde leider enttäuscht. Also hab ich mit meinen Wir Staatskünstler-Kollegen Thomas Maurer und Robert Palfrader selbst die Initiative ergriffen. In einer Wiener Fußgängerzone haben wir an einem Stand Punsch ausgeschenkt und unter dem Motto "Spenden für die Spenden" um Spenden für die Parteispendenrückzahlungen der Volkspartei gebeten. Die Punschtrinker konnten dabei bestimmen, zur Tilgung welcher Schuld ihre freiwilligen milden Gaben dienen sollen. So haben wir innerhalb einer halben Stunde 18 Euro für die Lotterien-, 14,10 Euro für Raiffeisen-, 35 Euro für die Post- und zwei Euro für die Telekom-Spendenrückzahlung gesammelt.

Ein Tropfen auf den heißen Stein, doch die hier zum Ausdruck gebrachte Großherzigkeit der Bevölkerung kann einen nicht ungerührt lassen. Sogleich haben wir der ÖVP per Mail den Erfolg der Aktion gemeldet und Vorschläge für die weitere Vorgangsweise unterbreitet: "Dürfen wir den Gesamtbetrag an Sie überweisen, sollen wir eine öffentliche Übergabe organisieren oder bevorzugen Sie eine diskrete Geldübernahme? (Kann auch über von Ihnen genannte Vertrauenspersonen und in neutraler Verpackung erfolgen.) Wäre es der ÖVP lieber, wir zahlen die Beträge direkt an die vier Organisationen zurück? Alternativ bieten wir Ihnen auch eine Klassik-Variante an, indem wir das Geld in bewährter Manier Herrn Alfons Mensdorff-Pouilly zukommen lassen."

Bis heute warten wir auf eine Antwort. Und rätseln über die Ursachen dieses Schweigens. Vielleicht liegt es daran, dass sich die Partei als Almosenempfänger in eine Demutshaltung gedrängt sieht. Und vielleicht will unsere nächste Regierung mit ihrer Sozialpolitik genau diese Scham der Beschenkten auch ihren Bürgerinnen und Bürgern künftig ersparen. (Florian Scheuba, 13.12.2017)