Wien – Die Anzahl der Privatpleiten sank 2017, ebenso wie die Anzahl der Firmeninsolvenzen. Für die Gläubigerschützer vom KSV 1870 dominiert dennoch ein anderes Thema die Insolvenzstatistik: eine Novelle im Gesetz für Privatinsolvenzen (Insolvenzrechtsänderungsgesetz). 6662 Fälle entsprechen einem Minus von 17 Prozent bei den Privatinsolvenzen gegenüber dem Vorjahr. Nichtsdestotrotz stieg die Einzelverschuldung pro Fall von 128.600 auf 137.000 Euro.

Der starke Rückgang bei den Anträgen wird aber hauptsächlich damit erklärt, dass es ein Zuwarten auf die neuen Regeln gegeben habe.

Im Laufe des Jahres verringerte sich die Anzahl der Anträge zwischenzeitig um bis zu 50 Prozent. Allein im November (Anm: die Novelle trat am 1. November 2017 in Kraft) wurden allerdings Insolvenzverfahren mit insgesamt rund 157 Millionen Euro eröffnet. Zum Vergleich, der Durchschnitt im Jahr 2016 lag bei 86 Millionen Euro pro Monat. "Der Anstieg ab November ist von Schuldnern mit hohen Verbindlichkeiten verursacht, die erst nach Inkrafttreten der neuen Rechtslage ihre Anträge gestellt haben", sagt Hans-Georg Kantner, Insolvenzexperte beim KSV. Eine sinnvolle Analyse über die Auswirkungen sei deshalb erst nach einem Jahr möglich.

Aufgrund dieser gesetzgeberischen Entwicklung fehlen 2017 rund 1200 Verfahren. "Diese sind kommendes Jahr als Nachholbedarf zusätzlich zu einem moderaten Anstieg zu erwarten", meint Kantner. Insgesamt würden rund 9300 Privatpleiten erwartet, das entspräche einem Zuwachs von rund 39 Prozent gegenüber 2017. Die Novelle im Groben: Die Verfahrensdauer wurde von sieben auf fünf Jahre verkürzt und die zehnprozentige Mindestquote abgeschafft.

Der Tiefstand bei den Firmeninsolvenzen kam für die Kreditschützer wenig überraschend. Auch die Aussichten für nächstes Jahr sind durchaus positiv. Erst wenn die Konjunktur nachlässt und die Zinsen steigen, rechnet Kantner mit einem bemerkbaren Anstieg der Insolvenzen.

Bester Wert seit 1998

Von insgesamt 5030 Pleiten wurde über 2997 ein Verfahren eröffnet, über 2033 nicht. Das entspricht einem Minus von 1,5 Prozent gegenüber 2016. Betroffen waren gut 16.000 Dienstnehmer (minus 16 Prozent). Die Verbindlichkeiten nahmen gegenüber 2016 sogar um 38 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro ab, besagt die Hochrechnung fürs Gesamtjahr. Das sei der niedrigste Wert seit 1998. Damals hatte es aufgrund einer Insolvenzrechtsreform nur 4816 Fälle gegeben. Bereits im Folgejahr stiegen die Insolvenzen aufgrund eines Nachzieheffekts aber wieder an. (and, 14.12.2017)