1960 sperrte das Grazer Forum Stadtpark seine Pforten auf. Am Freitag erinnern Günter Eichberger, Wilhelm Hengstler und Rudi Widerhofer an eine legendäre Veranstaltung aus den frühen Forum-Stadtpark-Tagen: Am 15. Dezember 1965 erweiterten Wolfgang Bauer und Gunter Falk den Begriff Dichterlesung mit inszenierten Aktionen. Die noch keineswegs etablierten Autoren waren von der Wiener Gruppe beeinflusst, die schon in den 1950ern begonnen hatte, Happenings aufzuführen.

Bauers und Falks Expanded-Poetry-Aktion mit dem Titel Happy Art & Attitude beruhte auf einem zweiseitigen Manifest, das eine Pseudophilosophie der Lebensfreude entwarf und gegen die Unterdrückung des Lustprinzips gerichtet war. Lust hatten die rebellischen Geister jedenfalls auf rauschhafte Feste, bei denen aus "Geblödel" schnell ein "poetischer Act" im Sinne H. C. Artmanns werden konnte. Legendär das "Free Schach" , ein regelloses Spiel mit Bierflaschen, Aschenbecher und Weingläsern.

Private Trinkgelage wurden schnell zu Happenings und umgekehrt, die Grenzen zwischen Kunst und Leben, Hoch- und Massenkultur sollten aufgehoben werden. Dazu gab es auf der Bühne Parallelaktionen in Form von Bodypainting oder Boxkämpfen mit dick wattierten Handschuhen. Am Freitag versuchen Eichberger, Hengstler und Widerhofer zu erkunden, ob der Geist des Originalhappenings von 1965 sich auf die Gegenwart übertragen lässt. (dog, 13.12.2017)