Keine Kultur ohne Menschenrechte: Intendant Michael Nemeth zum Friedenskonzert.

Foto: Nemeth

Ob Musik leicht zu Politik wird, ob sie überhaupt politisch etwas ausrichten kann – das darf diskussionsoffen bleiben. Der Grazer Musikverein versucht jedenfalls abseits von Indoktrination einen Appell; vier neue Werke – beim Konzert für Menschenrechte – hat Intendant Michael Nemeth angesetzt: "Hier geht es nicht um Politik an sich, sondern um Erhalt der Werte unserer humanistisch geprägten Gesellschaft. Veranstalter und Künstler sind gegenwärtig noch mehr jenen friedlichen Werten verpflichtet, die wir uns nach zwei Weltkriegen mühsam erarbeiten mussten."

Konkret wird mit der "Uraufführung der vier Fragmente – eingebettet zwischen Brahms, Martinu, Verdi und Berg – versucht, zum Nachdenken anzuregen. Wir sind gemäß der Menschenrechtserklärung verpflichtet, Menschenrechte zu respektieren, positive Maßnahmen zu schützen und unterstützen! Unsere tönende Initiative, die von mehr als 150 jungen Musikern der KUG getragen wird, folgt daher dem Tenor ,Keine Kultur ohne Menschenrechte und keine Menschenrechte ohne Kultur'!" Die vier Stücke stammen von Shiqi Geng (geb. 1995 Baoding), Juan Pablo Trad Hasbun (geb. 1978 Mexiko-Stadt), Robert Christoph Bauer (geb. 1986 Koblenz) und Frederik Neyrinck (geb. 1985 Kortrijk); es dirigiert Ingo Ingensand.

Ist es angesichts der Weltlage nicht vermessen, an die Wirkkraft von Musik zu glauben? "Musizieren heißt doch Kommunizieren und dies bedeutet, physische und geistige Barrieren überwinden. Musik ist eines der geeigneten Mittel, Friedenszeichen zu setzten. Denken wir an Verdis glühende Freiheitschöre, Beethovens Freiheitsoper Fidelio oder Mozarts Zauberflöte."

Sir Simon Rattle, so Nemeth, "versuchte die Frage folgendermaßen zu beantworten: ,Es ist unmöglich für Musik, politisch zu sein. Und es ist gleichzeitig unmöglich für Musik, unpolitisch zu sein'." Und Nemeth würde Sir Simon Rattle zustimmen. (tos, 9.12.2017)