Zum ersten Mal war er vor fast 25 Jahren in Marokko. Seither ist der Fotograf Vincent Van De Wijngaard unzählige Male mit seiner Kamera in den Norden Afrikas gereist. Konventionellen touristischen Perspektiven hat sich Van De Wijngaard dabei stets verweigert.

Auf seinen Bildern laufen Menschen wie Schatten durch Farbkompositionen aus unverputztem Beige und Rostrot, eine Alufolie segelt vor leuchtend blauen Wänden zu Boden. In Wijngaards Bildband reihen sich zeitlose Marokko-Bilder auf mattem schwarzen Papier aneinander.

Der niederländische Fotograf Vincent Van De Wijngaard war in Marokko unterwegs.
Foto: Vincent Van De Wijngaard

Dass sie in einem Zeitraum von über zwanzig Jahren, zwischen 1993 und 2015, entstanden sind, ist ihnen nicht anzusehen: Männer, Kinder und verschleierte Frauen, die den Fotografen auf der Straße nicht zu bemerken scheinen, Pferde, verlassene Tankstellen. Dazwischen verstecken sich kleinformatige Modefotos des holländischen Models Saskia de Brauw.

Modefotografen unterwegs

Der Band ist Bestandteil der fünf Bücher starken Sammlung "Fashion Eye" aus der Louis-Vuitton-Reihe, die nun zum zweiten Mal erschienen ist. In ihr legen Modefotografen, die im ganz normalen Alltag viel für Modeshootings unterwegs sind, ihren Blick auf die Welt dar. Und zeigen, dass sie zeitweise auch ohne Mode auskommen.

Peter Lindbergh: Mauerbilder aus dem Wendejahr 1989
Foto: Peter Lindbergh

Im Band des norwegischen Fotografen (und leidenschaftlichen Skifahrers) Sølve Sundsbø zum Beispiel lassen sich auf Hochglanzpapier Landschaftsfotografien aus British Columbia, kitschige Sonnenuntergänge, wolkenverhangene Bergspitzen und Schneelandschaften erblättern. Kaum ein Mensch verirrt sich in diese Bilder. Ganz anders Peter Lindberghs Blick auf Berlin: Mauerbilder aus dem Wendejahr 1989 reihen sich an die nackten Beine internationaler Topmodels und Schauspielerinnen von Tatjana Patitz bis Milla Jovovich.

Durch die Brille

Und der gebürtige Berliner Helmut Newton? Der schaut durch die berüchtigte Newton-Brille in Richtung Monte Carlo: Man blättert durch Busen, Beine und Bikinis (abgeschossen für den "Stern" oder die internationalen "Vogue"-Ausgaben), das Highlight: Caroline, Prinzessin von Hannover, im Jahr 1983 mit offenherzigem Decolleté – so freizügig hat man sie in den letzten Jahren nicht gesehen.

Helmut Newton schaut durch die berüchtigte Newton-Brille in Richtung Monte Carlo.
Foto: The Helmut Newton Estate / Maconochie Photography

Zu guter Letzt eine Zeitreise in die 1950er mit dem New-York-Band von Saul Leiter. Damals trugen die Frauen noch langstielige Regenschirme und biedere Kostüme. Hoffentlich nicht so bald wieder, Trump sei dank. (Anne Feldkamp, RONDO, 12.12.2017)