"Klartext" von Kurt Seinitz mit dem Titel: "Selbstmord eines Kriegsverbrechers: Starker Abgang wie einst von Göring".

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Wien – Ein Artikel der "Kronen Zeitung" vom Donnerstag, 30. November, sorgt nicht nur auf Twitter und in deutschen Medien für heftige Kritik, sondern auch für ein Nachspiel vor dem österreichischen Presserat – er wird sich in einer der nächsten Sitzungen mit der Causa befassen. Bis Montag seien zwei Beschwerden eingegangen, sagt Presserat-Geschäftsführer Alexander Warzilek auf STANDARD-Anfrage. Der Grund ist ein "Klartext"-Kommentar von "Krone"-Urgestein Kurt Seinitz mit dem Titel: "Selbstmord eines Kriegsverbrechers: Starker Abgang wie einst von Göring".

Seinitz schreibt angesichts des Suizids des ehemaligen Chefs der bosnisch-kroatischen Einheiten, Slobodan Praljak, vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag, von einem "starken Abgang" des Kriegsverbrechers und zieht einen Vergleich zum NS-Schergen Hermann Göring: "Der Knalleffekt erinnert an den Nazi-Reichsmarschall Hermann Göring. Er war der Hinrichtung im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess durch Einnahme einer Zyankalikapsel entgangen, die er in der Speckfalte seines durch den Morphiumentzug stark abgemagerten Bauchs versteckt hatte".

Ob er die Kritik, die sich vor allem am "starken Abgang" entzündete, nachvollziehen könne, beantwortet Seinitz auf STANDARD-Anfrage mit "Nein", denn: "Starker Abgang ist eine professionelle und keine ideologische Formel."

Der Medienwatchblog "Bildblog" kritisiert die "ausgesprochen befremdliche" Berichterstattung der "Kronen Zeitung", und huffingtonpost.de titelt mit: "'Kronen Zeitung' nutzt Selbstmord von Kriegsverbrecher, um den Nazi-Schergen Göring zu loben". (omark, 4.12.2017)