Bagdad – Irakische Milizen haben zwei weitere Massengräber in der yezidischen Sinjar-Region im Norden des Landes entdeckt. Unter den 140 Leichen seien auch viele Frauen und Kinder, erklärte das paramilitärische schiitische Bündnis Hashed al-Shaabi am Samstag. In dem Dorf Kabussi im Süden Sinjars entdeckte es demnach ein Massengrab mit den Leichen von 20 Frauen und etwa 40 Kindern.

In dem Wohnkomplex Jazira in derselben Gegend seien in einem Massengrab weitere 80 Leichen gefunden worden, teilte das Bündnis mit. Es handle sich vor allem um Yeziden. Erst vor fast zwei Wochen hatten irakische Sicherheitskräfte 73 getötete Yeziden in einem Massengrab in der Region entdeckt.

Bisher 40 Massengräber gefunden

Seit 2015 wurden nach Behördenangaben in verschiedenen Bereichen der Yezidenregion etwa 40 Massengräber gefunden; bei allen Opfern handelte es sich demnach um Angehörige der religiösen Minderheit. Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte 2014 tausende Yeziden in der Region getötet. Tausende Frauen und Mädchen hatten die Jihadisten außerdem entführt und als Sex-Sklavinnen missbraucht.

2015 hatten kurdische Truppen die vom IS kontrollierte Stadt Sinjar zurückerobert und den IS aus der gleichnamigen Region vertrieben. Im Oktober übernahmen irakische Regierungstruppen wieder die Kontrolle über das Gebiet.

Die Yeziden gehören einer religiösen Minderheit an und glauben an einen einzigen Gott. Im Zentrum ihres Glaubens steht der Engel Melek Taus, der auch Engel Pfau genannt wird. Weil Islamisten in dem Engel eine Dämonenfigur sehen, halten sie die Yeziden für "Teufelsanbeter". (APA, AFP, 2.12.2017)