Sanaa/Riad – Jemens Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh hat sich in einer Fernsehansprache offen für Gespräche mit den verfeindeten Nachbarstaaten gezeigt. "Ich rufe alle Brüder in den Nachbarstaaten und ihre Verbündeten auf, die Aggressionen gegen den Jemen zu stoppen. Dann werden wir eine neue Seite aufschlagen und positiv miteinander umgehen", sagte Saleh am Samstag im jemenitischen Fernsehen.

Gleichzeitig kam es in der Hauptstadt Sanaa zu Zusammenstößen zwischen Anhängern des Ex-Präsidenten mit den ehemals verbündeten Houthi-Milizen.

Die Houthis hatten im Jahr 2015 die Kontrolle über die Hauptstadt Sanaa übernommen und den Nachfolger des damaligen Präsidenten Saleh, Abed Rabbo Mansur Hadi, ins Exil gezwungen. Eine von Saudi-Arabien angeführte Koalition sunnitischer Staaten fliegt seitdem Luftangriffe auf Stellungen der schiitischen Houthi-Milizen.

Humanitäre Katastrophe

Saleh forderte die saudische Allianz zudem auf, die Blockade der Flughäfen und Häfen des Landes komplett zu beenden und wieder Hilfslieferungen in das Land zu lassen. Dann könne auch wieder "nachbarschaftlich" miteinander gesprochen werden, sagte der Ex-Präsident dem Fernsehsender Al-Yemen al-Youm.

Der rund dreijährige Bürgerkrieg hat im Jemen eine humanitäre Katastrophe ausgelöst. Von den 27 Millionen Einwohnern des Jemens sind nach Angaben der Vereinten Nationen rund zwei Drittel auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Rund 90 Prozent der Nahrung des bettelarmen Landes muss importiert werden.

Kämpfe am Samstag fortgesetzt

Bereits seit Mittwoch gibt es Kämpfe zwischen Anhängern Salehs und den Houthis, die bisher gemeinsam gegen die saudische Allianz agiert hatten. In der Nacht eskalierten die Kämpfe und es kam zu heftigen Gefechten, bei denen zahlreiche Menschen verletzt und getötet worden sein sollen. Der saudische Fernsehsender Al-Arabiya berichtete von mehr als 80 Toten.

Einwohner berichteten der Deutschen Presse-Agentur, die Kämpfe seien in einigen Stadtteilen auch am Samstag fortgesetzt worden. Salehs Partei teilte mit, sie habe die Kontrolle über mehrere Bezirke übernommen. Auf Fotos und Videos, die in sozialen Netzwerken geteilt wurden, ist zu sehen, wie Anhänger des Ex-Präsidenten Plakate der Houthis in den Straßen Sanaas von Straßenlaternen herunterreißen.

"Böse Fänge der terroristischen Miliz"

Die von Saudi-Arabien angeführte Koalition begrüßte die Gesprächsbereitschaft des Ex-Präsidenten. Der Widerstand gegen die Houthis werde das Land aus den "bösen Fängen der terroristischen Miliz" ziehen, zitierte die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA. Saudi-Arabien wirft seinem regionalen Erzfeind Iran vor, die Houthis zu unterstützen.

Der 75-jährige Saleh hatte den Jemen mehr als drei Jahrzehnte regiert, war 2012 im Zuge des sogenannten Arabischen Frühlings aber gezwungen worden, sein Amt niederzulegen. Nachfolger Abed Rabbo Mansur Hadi ist international anerkannt, regiert aber aus dem Exil, weil schiitische Houthi-Milizen große Teile im Norden des Jemens unter Kontrolle gebracht haben. (APA, dpa, 2.12.2017)