Acht von zehn Befragten sprechen sich für strengere Kontrollen von Moscheen aus.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Die Stimmung der österreichischen Bevölkerung im Zusammenleben mit Zuwanderern hat sich verschlechtert. Besonders kritisch wird das Verhältnis zwischen Muslimen und Nichtmuslimen gesehen, zeigt die regelmäßige Befragung des Meinungsforschers Peter Hajek im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF).

Rund die Hälfte der 1.000 Befragten erachten das Zusammenleben als positiv, die andere Hälfte als negativ. Im Vergleich zur letzten Befragung im Frühling zeigt sich eine leichte Verschlechterung der Stimmung, insbesondere bei der Bewertung des Zusammenlebens von Nichtmuslimen und Muslimen. Drei Viertel der Befragten sehen die Existenz von Parallelgesellschaften als gegeben an; diese werden hauptsächlich mit muslimischen Gruppen in Verbindung gebracht.

Islam als Teil Europas

Die Einstellung zum Islam scheint dennoch differenziert zu sein. Einerseits stimmen drei Viertel der Befragten nicht der Aussage zu, dass der Islam zu Österreich gehöre. Gleichzeitig sehen ebenfalls drei Viertel der Befragten einen an europäischen Werten orientierten Islam als Teil Europas an.

Acht von zehn Befragten sprechen sich für strengere Kontrollen von Moscheen aus, um möglichen Radikalisierungstendenzen entgegenzuwirken. 86 Prozent fordern eine strengere Kontrolle möglicher Auslandsfinanzierungen von Moscheen, 84 Prozent wollen auch eine strengere Kontrolle islamischer Kindergärten.

Beim Thema Bildung sprechen sich 72 Prozent für eine verpflichtende Teilnahme am Schwimmunterricht ohne Rücksicht auf religiöse Gründe aus, 88 Prozent für ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr bei schlechten Deutschkenntnissen und 86 Prozent für strengere Kontrollen der Deutschkenntnisse des Kindergartenpersonals.

Schlechteres Sicherheitsgefühl

46 Prozent der Befragten geben an, dass sich ihr persönliches Sicherheitsgefühl durch die ankommenden Flüchtlinge verschlechtert habe. Seit der letzten Umfragewelle im Dezember 2016 ist dieser Anteil leicht gesunken, damals gaben 53 Prozent an, dass sich ihr Sicherheitsgefühl verschlechtert habe.

"Die Ergebnisse des Integrationsbarometers sind vor dem Hintergrund der künftigen Zunahme des Anteils von Muslimen an der Gesamtbevölkerung relevant", betonte ÖIF-Geschäftsführer Franz Wolf. In einer aktuellen Studie des US-Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center wurden zuletzt Hochrechnungen für die Entwicklung des Anteils von Muslimen an der Bevölkerung in Europa und Österreich vorgestellt. Diese bestätigen die im August vom ÖIF veröffentlichten Ergebnisse einer Studie zur Bevölkerungsentwicklung.

Die Pew-Studie sieht – je nach Szenario – eine Steigerung des Bevölkerungsanteils von Muslimen in Österreich auf neun bis knapp 20 Prozent bis 2050. Die vom ÖIF in Kooperation mit dem Vienna Institute of Demography erstellte Studie prognostizierte in vier Szenarien eine Steigerung auf 14 bis 21 Prozent. "Beide Studien verdeutlichen auch die Bedeutung der Integration der Muslime in Österreich. Diese ist angesichts der erwartbaren Bevölkerungsentwicklung von besonderer Dringlichkeit", so Wolf. (APA, red, 1.12.2017)