Manchmal ist es schon ein Kreuz mit dem Vergessen. Und ein noch größeres mit dem Entdecken. Da wurde der 1905 geborene englische Romancier Anthony Powell 95 Jahre alt und schrieb im Vierteljahrhundert von 1951 bis 1975 einen monumentalen, aus zwölf Einzelbänden bestehenden Zyklus: Ein Tanz zur Musik der Zeit. Auf den Britischen Inseln ist er unbestritten ein moderner Klassiker. Und doch wurde die Romanfolge erst jüngst fürs deutschsprachige Publikum entdeckt. Vielleicht weil achtsame, dabei sorgfältig zu Papier gebrachte Sprache eine mittelgroße Renaissance erlebte. Weil langsames, ausgreifendes Erzählen wieder en vogue ist.

Eine Frage der Erziehung ist der erste, also der Auftaktband. Durchweg gebannt lauscht man Powells melodiösen, feinen, ironischen Beschreibungen einer Zeit und einer Gesellschaft. Für diesen eleganten Stil ist der preisgekrönte Sprecher Frank Arnold eine prächtige Wahl. Fein nuanciert hat er dieses Sittenbild einer Jugend in den 1920er-Jahren und eines Totentanzes in den frohgemuten Untergang eingelesen. (Alexander Kluy, 2.12.2017)