Die Geschichte des österreichischen Fernsehens beginnt mit einer Störung. Der neue Sender war am 1. August 1954 gegen 18 Uhr noch keine Stunde alt, eben diskutierten noch Chefredakteure, ob "das Fernsehen eine Gefahr für die Presse" sein könnte, als es auf den Bildschirmen plötzlich wieder dunkel wurde.

Achtung: Störung!

Ein Insert war vorbereitet und informierte: "Bitte werden Sie nicht ungeduldig, die Störung wird schnellstens behoben." Es dürften nicht allzu viele Menschen bemerkt haben. Gerade einmal 500 Österreicher dürften die ersten Sendungen auf steinschweren Fernsehgeräten gesehen haben, die pro Stück bis zu 12.000 Schilling kosteten.

Foto: ORF
Eva-Maria Klinger, 1967.

Schwarz ist auch das Cover des knapp 700 Seiten starken Buchs "Die Macht der Bilder" (Kral-Verlag, 49,90 Euro), in dem ORF-Wissenschaftsredakteur Andreas Novak und der Historiker Oliver Rathkolb die Geschichte des ORF in Fakten, Anekdoten und mit vielen Bildern zusammenfassen. Wieder eine Störung? "Es soll zum Blättern einladen", sagt Novak.

Foto: ORF
Tatort mit Fritz Eckhardt, Erni Mangold und Kurt Jaggberg

2,5 Kilo wiegt das Kompendium, zwei Jahre haben Novak und Rathkolb daran gearbeitet, ORF-Fotoredakteur Martin Majnaric hat im Archiv aus rund zehn Millionen Bildern 1.800 ausgewählt.

Foto: ORF
Trailer, Okay, Ohne Maulkorb

In rund 220 Beiträgen wird das Schaffen des ORF dokumentiert, ehemalige und aktive führende ORF-Mitarbeiter steuern Abhandlungen bei. In "Interview-Collagen" geben ehemalige Intendanten und der jetzige ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz Auskunft über ihr Wirken.

Foto: ORF
Larry Hagman und Peter Alexander - große Show

Anlass für die Werkschau ist die Rundfunkreform vor 50 Jahren. Das Buch kommt aber auch so zum richtigen Zeitpunkt, und nicht nur, weil Weihnachten vor der Tür steht: Die künftige, wohl türkis-blaue Regierung ließ bereits Reformideen für den ORF durchklingen. Ein Bilder-, Geschichts- und Geschichtenbuch, das an die vergangene und aktuelle Bedeutung öffentlich-rechtlichen Rundfunks erinnert, kommt da vermutlich nicht ungelegen. (prie, 1.12.2017)

Update: In der ursprünglichen Fassung wurde der Information, dass ein Fernseher bis zu 12.000 Schilling kostete, der heutige Euro-Betrag als Orientierungshilfe angefügt. Nach Kritik ziehen haben wir diesen Betrag gestrichen, Gruß aus der Etat-Redaktion.

Foto: ORF