Die Weltbank veröffentlicht jedes Jahr eine Schätzung der Rücküberweisungen zwischen Ländern weltweit. Rücküberweisungen sind Beträge, die Auswanderer zurück in ihre Heimatländer überweisen. Da dies auf viele Arten geschehen kann, sind solche Geldflüsse schwer zu erfassen.

Grafik: Wolfram Leitner, Recherche: Sebastian Kienzl, Quelle: Weltbank

Von der Weltbank werden diese Transfers anhand der eingehenden Rücküberweisungen eines Landes, die erhoben werden können, in Verbindung mit der Zahl an Auswanderern in anderen Ländern und dem dortigen Pro-Kopf-Einkommen errechnet. Bei diesen bilateralen Daten handelt es sich also um ein Modell dieser Kapitalflüsse.

Hinzu kommt, dass in der Erhebung der eingehenden Rücküberweisungen, auf der diese Schätzung basiert, nur offizielle Kanäle wie etwa Banken oder Transferservices (wie etwa Western Union) erfasst werden. Die Rolle, die andere Formen des Kapitaltransfers spielen, ist unklar.

Daten in der Grafik

Die Grafik zeigt die Nettobeträge der Rücküberweisungen 2016, die sich als Summe aller Überweisungen in das jeweilige Land und den Überweisungen aus dem Land heraus ergeben. Deshalb ist dieser Betrag in vielen Fällen negativ, wie in etwa im Fall von Kamerun. Dort fließt weitaus mehr Geld aus dem Land als hinein, zum größten Teil in das Nachbarland Nigeria, aber in geringerem Ausmaß auch nach Frankreich – und macht in Summe knapp zehn Prozent des gesamten BIPs aus.

Die Angaben zur erhaltenen Entwicklungshilfe sind einer Statistik der OECD entnommen, die dort die von anderen Ländern und multilateralen Organisationen erhaltenen "Nettoentwicklungshilfen" aus dem Jahr 2015 berechnet. Negative Nettoentwicklungshilfe kann etwa dann auftreten, wenn Kreditrückzahlungen die erhaltene Entwicklungshilfe zwischen zwei Ländern übersteigen (siehe Ägypten und die Türkei beziehungsweise USA).

Nigeria erhält meiste Rücküberweisungen aus dem Ausland

Nigeria ist in Afrika jenes Land, das mit etwa 19,1 Milliarden US-Dollar bei weitem am meisten Geld durch Rücküberweisungen erhält – ein Vielfaches der Entwicklungshilfe, die nach Nigeria fließt. Es ist allerdings auch das bevölkerungsreichste Land am Kontinent. Ägypten hingegen hat in etwa halb so viele Einwohner wie Nigeria, erhält aber auch rund 16,2 Milliarden aus dem Ausland. Die Rücküberweisungen pro Kopf sind also in Ägypten deutlich höher.

Generell übersteigt in Nordafrika das Volumen der Rücküberweisungen in der Regel das der Entwicklungshilfe um ein Vielfaches, in Afrika südlich der Sahara verhält es sich mit Ausnahme von Nigeria und dem Senegal meist andersherum.

Flüsse nicht immer in erwarteter Richtung

Die Grafik zeigt, dass zwar ein großer Teil der Rücküberweisungen aus Europa und den USA stammt, andere Länder aber auch wichtigen Anteil an diesen Flüssen haben. Der größte Posten in dieser Grafik sind die etwa 6,4 Milliarden, die von Saudi-Arabien nach Ägypten fließen. Auch aus Kuwait wird viel Geld nach Ägypten überwiesen. Und Südafrikas Bilanz mit europäischen Ländern ist beinahe vollständig negativ – hier fließen Millionen nach Belgien und Deutschland. (Sebastian Kienzl, 3.12.2017)