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Raimund Ribitsch ist neuer Präsident der Fachhochschulkonferenz.

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STANDARD: Sie wurden vom Kollegium einstimmig zum neuen Präsidenten der Fachhochschulkonferenz gewählt. Ihr Vorgänger forderte mit Ausdauer Doktoratsstudien für FHs sowie eine Basisfinanzierung für Forschung. Wie wichtig sind diese Forderungen?

Ribitsch: Diese Forderungen sind auch Inhalt unseres Sechs-Punkte-Plans, den wir den Koalitionsverhandlern übermittelt haben. Es sind schon länger geäußerte Forderungen, die im FHK-Vorstand beschlossen worden sind. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Ausbau der Studienplätze. Da möchten wir in absehbarer Zeit auch über konkrete Zahlen reden können.

STANDARD: Warum ist das Doktorat für Fachhochschulen so wichtig? Es gibt ja die Möglichkeit, das Doktorat an einer Uni zu machen.

Ribitsch: Wir fordern nicht das Promotionsrecht für die Fachhochschulen, sondern wir wollen, dass forschungsstarke Fachhochschulen hier ihre Forschung nicht nur mit ihrem eigenen wissenschaftlichen Personal durchführen, sondern sie auch im Rahmen von extern akkreditierten Doktoratsprogrammen weiterentwickeln können. Es ist also auch ein Aspekt der Personalentwicklung im Bereich der Forschung. Die Herausforderung bei Doktoratsstudien für FH-Absolventen ist vor allem eine inhaltliche. Universitäten forschen im Bereich der Grundlagenforschung, Fachhochschulen vor allem an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Wenn jetzt ein Absolvent eines FH-Masterstudiums ein anwendungsorientiertes Forschungsthema hat, dann findet er sehr oft diesen Anknüpfungspunkt an den Unis nicht, weil der Fokus dort ein anderer ist. Wir wollen nicht ein breites Promotionsrecht, sondern in ausgewählten Bereichen extern akkreditierte Doktoratsstudien beantragen dürfen.

STANDARD: Wo möchten Sie weitere Schwerpunkte setzen?

Ribitsch: Besonders wichtig sind auch bundesfinanzierte Masterstudien für Gesundheitsberufe. Die Bachelorstudien in diesem Bereich sind ja länderfinanziert, die Länder wollen nicht auch noch die Masterstudien finanzieren. Wenn sich Absolventen dieser Studien weiterentwickeln wollen, stehen sie an der gläsernen Decke an. Viele Bereiche der nichtmedizinischen Gesundheitsberufe brauchen Weiterbildungsmöglichkeiten in Form von Masterstudiengängen.

STANDARD: Der Ausbau des Sektors soll weiter vorangetrieben werden. Mittelfristig soll der Anteil der FH-Studierenden an der Gesamtstudentenzahl auf 30 Prozent steigen. Derzeit liegt er bei dreizehn Prozent. 450 neue Studienplätze sind heuer dazugekommen. Wie kann das Ziel erreicht werden?

Ribitsch: Die 450 neuen Studienplätze waren vierfach überbucht. Aber hier gilt es zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Das gilt nicht nur für die Lehre, sondern auch für die Forschung. Denn wir wissen, ohne Forschung ist qualitätsvolle Lehre nicht vorstellbar. Deshalb ist es wichtig, dass die Planungen des Ministeriums möglichst rasch konkret werden.

STANDARD: Studienrichtungen an den Fachhochschulen zeichnen sich durch besondere Praxisnähe aus. Es gibt aber auch an den Unis Fächer, die einen starken Praxisbezug haben. Sollten diese an die FHs kommen?

Ribitsch: Der Plan "Zukunft Hochschule" hat diese Ziele und Vision für den Sektor entwickelt. Das Projekt wurde im Sommer abgeschlossen. Jetzt müssen die Maßnahmen zur Steuerung des gesamten tertiären Sektors umgesetzt werden. Dafür ist es wichtig, dass dieses Projekt in einen kontinuierlichen Prozess übergeht. Fest steht, dass wir für eine Türschildpolitik nicht zur Verfügung stehen. Denn wir wissen, dass das Studieren an einer FH, was Betreuungsrelation, Gruppengröße und Praxisnähe anbelangt, etwas anderes ist als an einer Uni. Ziel von "Zukunft Hochschule" war es, diese Differenzierung herauszuarbeiten. (Gudrun Ostermann, 2.12.2017)