Tegucigalpa – Eine gewaltige Masse von Müll, die im Meer vor den paradiesischen Küsten der Karibik treibt, ist nach Ansicht von Forschern ein Beweis dafür, dass das Abfallproblem in den Ozeanen womöglich sogar unterschätzt wird. Die einzelnen Müllinseln wurden nun von der Fotografin Caroline Power, die auf der honduranischen Insel Roatan lebt, in zahlreichen Aufnahmen festgehalten.

Foto: APA/AFP/CAROLINE POWER

Einige der riesigen schwimmenden Unrat-Klumpen landeten zuletzt auch an Stränden nahe Omoa, einer Küstenstadt im Norden von Honduras. Der Bürgermeister von Omoa beschuldigt vor allem den Nachbarstaat Guatemala als Hauptverursacher für den Dreck im Meer. Power bezweifelt das allerdings: "Vorerst wissen wir nicht, woher der Müll wirklich kommt, aber ein Teil davon dürften aus Flüssen in Honduras und Guatemala stammen", meint sie.

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Dieser Abfall sei nicht nur ein Problem für die Strände und das offene Meer, erklärt die Meeresbiologin Nancy Calix. Viel davon würde auch zu Boden sinken, wo er für die Unterwasserfauna eine tödliche Gefahr darstellt. "Wir haben Fische und sogar Meeresschildkröten gefunden, die Plastikmüll gefressen haben und daran zugrunde gegangen sind", erklärt die Wissenschafterin.

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Die Dimensionen der treibenden Müllinseln lässt sich am Aufwand ablesen, den die Stadt Omoa betreiben muss, um seine Strände auch nur halbwegs sauber zu halten: "An einem einzigen Tag haben wir 20 Lastwägen mit jeweils 13 Kubikmeter Abfall angefüllt und trotzdem nur einen Bruchteil wegschaffen können", erklärt Bürgermeister Ricardo Alvarado.

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Einer Studie des US-Wissenschaftsmagazins "Science" aus dem Jahr 2015 zufolge gelangen jedes Jahr geschätzt acht Millionen Tonnen Plastikmüll in die Meere. Anfang Juni hatten Vertreter von G20-Staaten, Wissenschafter und Fachexperten auf einer Konferenz in Bremen einen gemeinsamen Aktionsplan gegen Meeresmüll verabschiedet. Die Länder verpflichteten sich darin, den Eintrag von Abfällen aus Flüssen und Abwässern in die Meere deutlich zu verringern. Eine große UN-Meereskonferenz ging Ende Mai dagegen nur mit einer vagen Absichtserklärung zu Ende.

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Vermutet wird, dass inzwischen etwa 140 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen umhertreiben. Jedes Jahr kommen bis zu zwölf Millionen Tonnen dazu. Verantwortlich dafür sind in erster Linie nicht die westlichen Industrienationen. Mehr als zwei Drittel des Mülls stammt heute aus Asien. China, Indonesien, Thailand und die Philippinen gehören zu den besonders schlimmen Verursachern.

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(tberg, red, 28.11.2017)

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