Eisenstadt – Gewalt am Arbeitsplatz wird im Burgenland vor allem durch Kollegen ausgeübt. Das zeigt eine am Dienstag vorgestellte Studie des Instituts für empirische Sozialforschung (IFES), bei der 1.429 unselbstständig Beschäftigte befragt wurden. Demzufolge gehen am Arbeitsplatz beobachtete Hänseleien, Verspottungen, diskriminierende Witze sowie Psychoterror und Mobbing vor allem von Arbeitskollegen aus.

Auch Beschimpfungen und Beleidigungen, Ausgrenzung und Herabsetzung sowie Fremdenfeindlichkeit und Rassismus stammen laut der von den ÖGB Frauen Burgenland in Auftrag gegebenen Studie vorwiegend aus der Kollegenschaft. Die Vorgesetzten würden eher in den Bereichen Herumschreien, Einschüchterung und Bedrohung hervorstechen. 70 Prozent der Befragten gaben an, Gewalt am Arbeitsplatz in verschiedener Weise beobachtet zu haben. 36 Prozent waren bereits selbst davon betroffen.

Steigender Arbeitsdruck

Laut IFES-Projektleiter Georg Michenthaler zählen Tourismus, Gesundheit und Bau zu den Risiko-Branchen. Geschlechtsspezifische Unterschiede gebe es vor allem bei den Gewaltformen. Bei Opfern von Ausgrenzung, Mobbing, Psychoterror und sexueller Belästigung würde der Frauenanteil überwiegen. Männer wären eher von Herumschreien, Hänseleien, Verspottungen und Nötigung bzw. Erpressung betroffen.

Als Auslöser für Gewalt vermuteten die Befragten vor allem den steigenden Arbeitsdruck sowie den schlechten Führungsstil der Chefetage. Laut Michenthaler wäre das Risiko besonders in Betrieben gegeben, wo straffe, hierarchische Verhältnisse herrschen würden und eine starke Abhängigkeit der Beschäftigten gegenüber dem Dienstgeber bestehe.

Einfluss des Betriebsrates

Das Vorhandensein eines Betriebsrates scheine hingegen einen positiven Einfluss auf das Klima in den Firmen zu haben. 62 Prozent der MitarbeiterInnen von Unternehmen mit Betriebsrat gaben an, noch nie persönliche Gewalterfahrungen erlebt zu haben. In Firmen ohne Betriebsrat waren es nur 37 Prozent.

Die Ergebnisse der Untersuchung sollen in einer Klausur sowie bei einem Expertensymposium behandelt werden, teilte ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Hannelore Binder mit. Mögliche Maßnahmen seien Führungskräfteschulungen oder die Etablierung von Gewaltschutzbeauftragten in den Betrieben. (APA, 28.11.2017)