Salvator Mundis Wandel: Bis 1763 galt das Christusporträt als Werk Leonardo da Vincis und gelangte im Jahr 1900 als Arbeit des Leonardo Nachfolgers Bernardino Luini in die Sammlung Cook. Das auf ein Walnusspaneel gemalte Werk wurde im Zuge einer Restaurierung regelrecht übermalt, wie eine Aufnahme aus dem Jahr 1904 belegt (links). 1958 ließ es Sir Francis Cook als Werk des Leonardo-Zeitgenossen Boltraffio bei Sotheby’s versteigern. Das Bild gelangte in amerikanischen Privatbesitz und tauchte 2005 bei einer Nachlassauktion wieder auf. Dort erwarb es ein New Yorker Kunsthändler. 2007 wurde das Gemälde einer umfangreichen Restaurierung unterzogen, bei der die alten Übermalungen abgedeckt (Foto, mitte) und die Fehlstellen retuschiert wurden.

Foto: Cook Collection, T. Campbell, Christie’s/STANDARD Grafik

Die Top-10-New-Yorker-Auktionen im November.

Auf internationaler Ebene gibt es seit vergangener Woche ebenso viele Leonardo-Experten wie hierzulande Fußballtrainer. Absehbare Nachwehen, die ein 450-Millionen-Dollar-Zuschlag mit sich bringt, der andere beachtliche Auktionsergebnisse (siehe Tabelle) in den Schatten stellt. Nur fürs Protokoll: Auch für Fernand Léger, Marc Chagall, René Magritte, Édouard Vuillard oder Hans Hofmann verzeichnete man neue Auktionsrekorde.

Zurück zu Leonardo. Hier wird mal über die jüngere Restaurierung und damit verbundenen Retuschen diskutiert, dann wieder der Anteil seiner Gehilfen debattiert. Ein Werkstattbetrieb war unter Vertretern Alter Meister üblich und beschäftigt die Forschung laufend.

Aufzeichnungen haben sich nicht erhalten, weshalb detaillierte Analysen notwendig sind, um die Mitarbeiterspreu vom Meisterweizen zu trennen. Dazu muss man jedoch das Werk des jeweiligen Meisters im Original intensiv studiert haben. Selbst wenn der Werkstattanteil höher als bislang bekannt wäre, bleibt Salvator Mundi ein Gemälde der "Marke" Leonardo.

Geheimnis noch nicht gelüftet

Allein etwaiger Haftungsfragen wegen wird sich das Auktionshaus Christie's zusätzlich zu den bereits vor Übernahme zur Versteigerung vorliegenden Gutachten abgesichert haben.

Noch wurde das Geheimnis um die Identität des Käufers nicht gelüftet, ebenso wenig die des Unterbieters, der immerhin noch 370 Millionen (exklusive Aufgeld) zu zahlen bereit gewesen wäre. Falls es sich beim neuen Eigner um einen Amerikaner handelt, wird das Werk schon bald als Leihgabe in einem Museum auftauchen, um den in den USA üblichen Steuerbonus lukrieren zu können.

Gesichert ist indessen, dass das Gemälde spätestens 2019 im Rahmen einer der internationalen Ausstellungen anlässlich des 500. Todesjahrs des Künstlers zu sehen sein wird. Dem Vernehmen nach habe der Louvre für die im Herbst 2019 anberaumte Großausstellung bereits um Leihgabe angesucht.

Herausforderung

Abseits all dessen wartet eine versicherungstechnische Herausforderung, wie Stephan Zilkens, Geschäftsführer des auf Kunst spezialisierten deutschen Maklerunternehmens, anmerkt. Der Vorbesitzer konnte zu dem ursprünglich von Sotheby's ermittelten Taxwert von 100 Millionen Dollar noch eine Transportversicherung abschließen und dafür lag die Prämie höchstens bei 40.000 Dollar.

Nun muss er "mit einem Selbstbehalt von 200 Millionen Dollar rechnen", da das Transportmittelmaximum, das die Weltmärkte zur Verfügung stellen, bei 250 Millionen endet. (kron, 26.11.2017)