DER STANDARD

Es gibt Menschen, die sind Christkinder. Es sind all jene, die zwischen Mitte und Ende Dezember geboren sind. Rund um die Weihnachtszeit Geburtstag zu haben ist kein leichtes Schicksal. Es bringt kapitalistisch betrachtet Nachteile, wenn es um Neubesitz geht. Das gibt meine Mutter retrospektiv offen zu. Einziger Trost: Sie wurde am selben Tag wie Ludwig van Beethoven geboren.

"Es tut mir leid, dass ihr knapp vor Weihnachten immer kommen müsst, das ist für euch unpraktisch", sagt sie jedes Jahr und legt beim Geburtstagsessen gerne die fünfte Sinfonie auf. "Schicksalssymphonie", sagt sie, uraufgeführt am 22. Dezember 1805. Aber sicher ist: Ich habe als Kind viel darüber nachgedacht, welcher Monat für einen Geburtstag optimal ist, und meinte es geschenktechnisch. Jedes Vierteljahr Überraschungen erschien mir ideal. Im Winter sind Nikolo und Weihnachten, im Frühling Ostern und im Sommer Schulschluss. Demnach, so dachte ich, wäre der Herbst die ideale Geburtstagszeit. Das denke ich immer noch. Ich kenne auch noch ein anderes Christkind, am 17. Dezember geboren. Seine Eltern haben ihm als Kind angeboten, seinen Geburtstag Mitte September zu feiern. Mit Party und so.

Meine Mama hat das nie gemacht. "Um Geschenke geht es mir nicht mehr, ich habe alles", sagt sie heute. Wir überraschen sie trotzdem alle Jahre wieder. Geburtstag ist doch Geburtstag, oder?