So viel zerbröckelter Stein, so viele hohle Wände sind da, daß man es flüstern hört von langher, von weither", schrieb Ingeborg Bachmann vor Jahrzehnten in Stadt ohne Gewähr. Dass Wien auch heute, lange nach Bachmanns Ableben, immer noch viele Geheimnisse in sich birgt, dekuvrieren drei aktuelle Publikationen.

Wien von oben, von außen und von innen. Ständiger Perspektivenwechsel zeigt der Metropole Vielschichtigkeit, ganz im Sinne der Poeten Aichinger und Jonke.
Aufschlagseiten der beschriebenen Bildbände. Fotografie: Lukas Friesenbichler

Grosso modo scheint einem Wien vertraut. Man meint Straßen, Bauwerke, Plätze, den öffentlichen Raum und auch die meisten Sehenswürdigkeiten zu kennen, man fühlt sich meist wie zu Hause. Nicht mehr und nicht weniger als den Himmel über Wien hat Fotograf János Kálmar aufs Korn genommen. Er verliert sich in den unendlichen Weiten des Horizonts und in den Faltenwürfen von tausenden Zauberwesen, Engeln und ätherischen Skulpturen an Simsen und Dächern.

Um die dunklen Geister der Vergangenheit zu bannen, bespielen Künstler unter der Ägide des Museum in Progress seit 1998 den Eisernen Vorhang der Staatsoper. Mystisch die Melange von Kaspar Mühlemann-Hartls Erinnerungs- und Ge-Denkkultur. Naturgemäß magisch ist Sepp Dreissingers Fotoalbum. Im Kaffeehaus traf er Literaten des austriakischen Kultur-Olymps, darunter Aichinger, Artmann, Jelinek, Bernhard, Menasse, Heller u. v. a. "Groß ist die Kraft der Erinnerung", sagte Cicero. (Gregor Auenhammer, Album, 14.12.2017)