Nationalratspräsidentin Elisabeth Köstinger geht davon aus, dass das Thema sexuelle Belästigung in den nächsten Jahren stärker präsent sein wird.

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Wien – Nationalratspräsidentin Elisabeth Köstinger (ÖVP) plant im Parlament eine neue Anlaufstelle für von sexueller Belästigung betroffene Mitarbeiter und Abgeordnete. Anlass sind die #MeToo-Debatte und die Vielzahl an bekanntgewordenen Fällen in den vergangenen Wochen, erklärte Köstinger.

Hollywood, der grüne Parlamentsklub mit Peter Pilz, das Europaparlament in Brüssel und Straßburg und zuletzt der österreichische Skisport waren dabei mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung konfrontiert. "Ich glaube, das ist ein Thema, das uns in den nächsten Jahren noch sehr stark begleiten wird. Es gibt eine höhere Sensibilisierung, und es gibt nach wie vor ein Machtgefüge und Machtgefälle", sagte Köstinger.

Niederschwelliges Angebot

Es sei ihr deshalb als Nationalratspräsidentin ein "großes Anliegen, für die vielen parlamentarischen Mitarbeiter, Klubmitarbeiter und Abgeordneten eine zusätzliche Anlaufstelle zu bieten, wo man sich einfach und vertrauensvoll Rat holen kann". Sie sei derzeit mit einer prominenten und fundierten Schirmherrin im Gespräch, um einen entsprechenden Prozess aufzusetzen.

Manche Betroffene hätten Hemmungen, gleich zur Gleichbehandlungsstelle zu gehen. Die parlamentarische Anlaufstelle für sexuelle Belästigung soll deshalb eine rasche erste Beratung liefern und über weitere Schritte informieren. Daneben soll sie für mehr Sensibilisierung und Bewusstsein in alle Richtungen sorgen.

Auf die Frage, ob sie selbst im Europaparlament mit sexistischen Macho-Allüren konfrontiert gewesen sei, meinte Köstinger, dass die Fälle dort massiv gewesen seien, sich aber weder rein auf das Europaparlament noch auf eine Partei eingrenzen hätten lassen. "Damit ist man – speziell als Frau – immer konfrontiert. Was noch öfter stattfindet, sind Herabwürdigungen, wo man sehr oft auch als unintelligent oder unqualifiziert abgetan wird." (APA, 24.11.2017)