Wien/Tallinn – Klein- und Mittelbetriebe (KMU) sind die Pulsschlagader der Wirtschaft – nicht nur in Österreich. 99,8 Prozent aller Unternehmen in Europa sind laut KMU-Bericht der Europäischen Kommission klein strukturiert. Hierzulande sind sie auch relativ gut aufgestellt: Die EU-Kommission stelle dem Sektor jedenfalls ein gutes Zeugnis aus, teilte das Wirtschaftsministerium heute, Freitag, mit.

In Tallinn (Estland) findet derzeit (22. bis 24. November) die europäischen Leitkonferenz für KMU-Politik ("SME Assembly 2017") statt, bei der die "small and medium-sized enterprises" Europas im Rampenlicht stehen. Bei der jährlichen Rückschau der Kommission mit Blick auf den Small Business Act (SBA) sei die Beurteilung Österreichs "sehr positiv" ausgefallen, so das Wirtschaftsministerium. In einigen Punkten seien die heimischen Betriebe sogar besser als der EU-Schnitt – etwa was Weiterqualifizierung, Innovationskraft, Internationalisierung bzw. Integration in den europäischen Binnenmarkt betrifft.

Als Interessenvertretung der Betriebe ortet die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) aber auch noch eine Reihe von hemmenden Faktoren, unter denen kleine Firmen litten: "Zuviel Bürokratie, komplexe nationale Steuersysteme sowie der schwierige Zugang zu Finanzmitteln sind die größten Bremsen für unsere KMU in ihrem Wachstum im Binnenmarkt", betonte die Präsidentin des Europäischen Handwerks- und KMU-Verbands UEAPME und WKÖ-Vizepräsidentin Ulrike Rabmer-Koller in einer Stellungnahme zur Lage des Sektors.

Laut EU-Kommission floriert der Sektor. Österreich gehöre – neben Großbritannien, Schweden, Norwegen, Deutschland, Polen und Belgien – zu jenen Mitgliedstaaten, in denen sich die Anzahl der KMU sowie deren Personalstand und Wertschöpfung erhöht hätten. Ein niederösterreichisches Unternehmen holte sich heuer auf europäischer Ebene eine Auszeichnung: Die Wirtschaftsagentur ecoplus International GmbH erhielt für das Projekt "Internationalisierung 2015-2020" den Europäischen Unternehmensförderpreis (European Enterprise Promotion Award) in der Kategorie "Förderung der Internationalisierung der Wirtschaftstätigkeit". Insgesamt müsste Unternehmergeist und private Investitionen aber noch viel mehr gefördert werden, fordert die Wirtschaftskammer. (APA, 24.11.2017)